Reisebericht zum Segeltörn Montenegro - Korfu
Törnbericht
Segelrevier: Montenegro, Italien, Griechenland
Törnbericht 25.8.-01.09.2019 an Bord: Astrid und der Seewolf
25.8.19 Montenegro, Prcanj
Das Ablegen ist heute meine Aufgabe. Und soviel ich mir beim Anlegen immer Gedanken mache, so entspannt bin ich beim Ablegen. Auch heute morgen aus der Marina Prcanj raus, Moorings los, an der Steuerbord- Heckleine noch etwas festgehalten, daran rumgedreht und dann vorwärts fahren. Auch trotz ein wenig Strömung alles kein Problem. Der Fahrer eines kleinen Motorboots hebt den Daumen. Ja, ich fand es auch gut, aber vielleicht freut er sich auch nur, weil ich so schön langsam manövrierte, dass auch er noch gut aus dem kleinen Hafen rausfahren konnte. Nach einer tollen Woche in Kroatien und Montenegro haben wir heute morgen unsere Crew verabschiedet und jetzt ziehen der Seewolf und ich alleine weiter.
Unser Ziel ist Italien. Wir motoren durch den hübschen Fjord von Montenegro. Es ist viel los auf dem Wasser. Und viel zu schauen gibt es auch. Kleine Ortschaften vor Bergen, eine fast alpin anmutenden Kulisse. In den Bergen sieht man verlassenen Klöster und Ruinen. Am Ufer Höhlen, so groß, dass ein ganzes Motorboot darin verschwinden kann.
Und dann fahren wir an der Eingangsfestung vorbei, nehmen Kurs Süden und ziehen die Segel hoch. Der Wind passt und wir segeln den Tag durch und in die Nacht hinein. Der anfangs eher schwache Wind von Steuerbord nimmt langsam zu und gegen Mitternacht flitzen wir bei 4-5 Bft Wind durch die Wellen. Wir wechseln uns beim Segeln ab. Während der Seewolf weiter flitzt, gehe ich schlafen. Irgendwann geht die Sonne auf. Einer der schönsten Momente am Morgen ist, wenn dann der Seewolf den Niedergang hochkommt und den ersten Cappuccino bringt. Wir frühstücken abwechselnd, und gegen 1200 Uhr erreichen wir dann Otranto, werfen den Anker und ruhen uns erstmal aus.
27.8.19 Palinuro
Wir beschließen erstmal in der hübschen Bucht zu bleiben, die auch für die Italiener ein beliebtes Urlaubs- und Ausflugsziel ist mit ihrer tollen breiten Strandpromenade. Fast alle Liegen mit Sonnenschirm sind besetzt. Wir haben ja auch Urlaub und tun einfach mal nichts. Wir lesen, sitzen im Cockpit, genießen die Sonne unter dem schattigen Bimini, halten Siesta und entspannen.
Ein altes 59m langes Marine-Schulschiff kommt in die Bucht. Die „Palinuro“ ist eine Barkentine mit drei Masten. Fasziniert beobachten wir wie die Flaggen, die abwechselnd und in Gruppen gehisst werden. Der rotweißrotweißrote Wimpel besagt, dass die Erklärung der Flaggen im „Signal und Antwortbuch“ zu finden ist. Jeder Buchstabe im Alphabet lässt sich mit einer Flagge darstellen und hat eine Bedeutung. Gespannt notieren wir mit und übersetzen uns dann die Flaggen. Buchstabe I: Ich ändere meinen Kurs nach Backbord. Buchstabe G: Ich brauche einen Lotsen. M: Maschine gestoppt. Jetzt geht die weiß/rote Flagge, der Buchstabe H hoch: ich habe eine Lotsen an Bord. Die anderen Flaggen verschwinden wieder…. Und abends pünktlich um 1930 Uhr bimmelt es und die riesige italienische Flagge am Heck wird eingeholt für die Nacht. Wir beschließen den schönen Tag im Bauch der Loup.
28.8.19 Ausweichmanöver
Heute geht es weiter. Wir ziehen noch in der Bucht von Otranto die Segel hoch, und starten schon kurz nach 0600 Uhr morgens. Denn es gibt schönen Wind mit 4 Bft, ideal zum Segeln. Als Segler sind wir verpflichtet Fischerbooten, Tiefgangsbehinderten, manövrierbehinderten oder manovrierunfähigen Booten auszuweichen, aber Motorboote wiederum müssen uns ausweichen. Als dann an Backbord in der Ferne ein dickes Tank-Schiff auftaucht, beobachte ich die Peilung, um zu sehen ob es wohl eher vor oder hinter uns durch fahren wird. Nur, die Peilung ändert sich nicht! Er fährt in spitzem Winkel auf uns zu, und wenn er nichts unternimmt, müssen wir uns irgendwann also treffen. Aber wie erwähnt, es ist die Sache des maschinenbetriebenen Schiffes sich für einen Form des Ausweichens zu entscheiden. Also entweder ist dort keiner auf der Brücke oder derjenige unterschätzt unsere Fahrt. Der Tanker kommt immer näher. Ich bin Kurshalter, also halte ich den Kurs und mache mir nur schon mal Gedanken, was ich gegebenenfalls tun werde, wenn der Tanker überhaupt nicht mehr reagieren sollte. Bis auf 150m kommt er heran und dann tut sich endlich was, er dreht ab, und fährt einen großen Kreis nach Backbord. Das hätte er einfacher haben können. Wenn er schon vorhin nur ein ganz klein wenig seinen Kurs nach Steuerbord geändert hätte, dann wäre der fast 100m große Tanker hinter uns durchgefahren. Durch den großen Kreisbogen verliert er sicher einen Viertelstunde Fahrtzeit und wir überlegen, ob es dafür auch einen Eintrag im Logbuch gibt. „Ausweichmanöver wegen kleinem Segelboot“. Wir segeln weiter. Gegen mittag lässt der Wind etwas nach, und er kommt ziemlich achterlich. Wir ziehen unseren Spinnacker hoch. Der schöne türkisblaue Parasailor mit seinen 180qm Segelfläche entfaltet sich auch brav und trotz wenig Wind machen wir immer noch gute Fahrt. Es macht riesig Spaß und als es an Backbord plötzlich irgendwann zischt und blubbert, entdecke ich einen Delphin, der uns seine Aufwartung macht. Hallo Kleiner, wo ist der Rest deiner Familie? Meistens sehe ich die anmutigen Delphine im Pulk. Dieser zieht aber alleine seinen Weg. Wir segeln bis 1700 Uhr und fast bis in unsere Ankerbucht hinein. Die ankernden Schiffe machen Fotos von unserem schicken Segelboot mit dem großen blauen Spinnaker. Und dann liegen auch wir vor Anker in der hübschen Bucht Ericoussa. Wir trinken unser allerletztes Ankerbier. Die Vorräte gehen zur Neige. Rotwein haben wir schon seit Montenegro nicht mehr. Wir genießen die Aussicht in der hübschen Bucht und auch ohne Alkohol ist es wieder ein richtig schöner Abend.
29.6.19 Wenig Wind und Parasailor
Wenig Wind ist angesagt, darum bunmeln wir rum und ziehen erst gegen mittag unser Spi wieder hoch. Wir fahren erst bei 2 Bft und dann bei 4 Bft zunächst alleine und dann in Gesellschaft anderer Segler. Aber am Ende ziehen wir ganz schön durch mit bis zu 6kn Speed und lassen die anderen hinter uns. Ein kurzes aber sehr schönes Stück legen wir so bis zur Ormos Vroulis zurück. Diese Bucht ist wieder für Urlauber und Wassersportler ideal. Am Ufer Schwimmer und Badegäste, und auf dem Wasser sehen wir einen Surfer und einen kleinen Jungen, der fleißig mit seiner Jolle Wenden übt.
30.8.19 Korfu und die Kreuzfahrtschiffe
Wir segeln weiter im Osten an Korfu entlang. Heute haben wir den Wind gegen an, aber dann wird eben gekreuzt. „Klar zur Wende“ „Ist klar“ „Re“. Wir sind ein eingespieltes Team. Das ist auch gut so, denn in knapp drei Wochen wollen wir Regatta segeln. Da muss dann alles schnell gehen, und jeder Griff sitzen. Aber heute abwechselnd mal am Steuer und mal an den Schoten genießen wir einfach den sanften Wind und das schöne Segeln. Die letzten Meter motoren wir in unsere Bucht Nisis Vidho. Am Anfang sind noch einige Boote da, aber alle verschwinden wieder und nur ein paar Wespen teilen sich die Bucht mit uns. In der Ferne sehen wir dicke Kreuzfahrtschiffe der MSC Gruppe, eines von Tui, die sich jetzt Marella-Cruisers nennt und die Costa Victoria. Wie viele tausend Menschen sich da wohl drängeln? Da sind wir doch lieber hier alleine in der Bucht fernab von dem ganzen Gewühl.
31.8.19 Korfu
Wir motoren um die imposante Festung von Korfu herum und werfen den Anker in der Nähe des NAOK, einem von Korfus Häfen. Da wir noch genug Wasser und Strom haben, beschließen wir zu ankern, und statt Geld für die Marina lieber das Geld im „Olive Tree“ auszugeben und dort lecker zu Abend essen. Den Weg zum Ufer erledigen wir mit dem Lupino, unserem Beiboot mit Elektromotor. Dann verbringen wir noch einen tollen letzten Abend in Korfu. Auch die Long-Drinks über den Dächern von Korfu fehlen nicht. Und wieder geht ein wunderbarer Törn zu Ende. Morgen fliege ich nach Deutschland. Frank fährt die Loup nach Lefkada. Aber in gut zwei Wochen bin ich wieder zurück und dann wollen wir Regatta segeln. Ich freu mich schon drauf.