Ein Törn von Dubrovnik bis Trogir
Törnbericht
Segelrevier: Kroatien, Süddalmatien
Törnbericht 23. - 30.6.2019 an Bord: Astrid und der Seewolf
23.6.19 Cavtat
Schon früh am Morgen bringt mich der Flieger nach Dubrovnik. Vom Flughafen sind es nur knapp 10 Minuten mit dem Taxi zum Busbahnhof in Cavtat. Dort erwartet mich schon der Seewolf. Wir deponieren meinen Koffer im Beiboot der Loup de Mer Dann gehen wir einkaufen. Bepackt fahren wir mit dem Lupino zurück auf die Loup, die vor Anker schon auf uns wartet. Frank hat ein leckeres Frühstück mit Seewolf-Rührei vorbereitet. Und ich merke, wie der Stress von mir abfällt.
Nach der Ausbildungswoche in Koudum, in der meine Ausbildercrew und ich 27 Schülern das Segeln und Motorbootfahren beigebracht haben, brauche ich ein wenig Urlaub. Und jetzt genieße ich die Wärme der Sonne, die Ruhe und das Schaukeln an Bord.
Abends fahren wir dann nochmal mit dem Lupino an Land und gehen gemütlich essen.
24.6.19 Essen bei Tihomir
Heute kommt schon das erste Highlight, denn wir segeln nach Okuklje. Wenig raumer Wind, aber wir kommen gut vorwärts und segeln zu Tihomir, der mit seiner Familie ein fantastisches Restaurant auf Mljet in der Bucht Okuklje betreibt. Wir machen an der Boje fest und sein Sohn holt uns Abends mit einem Bötchen ab und bringt uns rüber ins Restaurant. Nach Oktopuscarpacchio und Anchovis kommen fantastische Gnudis mit Basilikumöl und essbarer Dekoration aus Lavendelblüten. Das Filetsteak mit Selleriecreme ist der absolute Hammer und ein Lavacake rundet das Mahl ab. Wir sind wieder begeistert von der guten Küche und Hrvoje, der Sohn von Tihomir, bringt uns nach dem Essen wieder zurück zur Loup. Ein toller Tag, ein schöner Abend. So kann es weitergehen.
25.6.19 Windböen
Wir verlassen Okuklje morgens, machen uns von der Boje los und ziehen auch alsbald die Segel hoch, denn heute gibt es Wind. Mittags 4-5Bft und in Böen bis über 22Knoten. Mit Halbwind und vollem Segeltuch sausen wir hinter einem anderen Segler her. Sofort erwacht unser Regattaehrgeiz. Den kriegen wir. Wir schieben uns ran, liegen dann fast gleichauf und wie bei einem Par de Deu luven beide Boote parallel an, wenn die Böen kommen und fallen danach wieder ab um Kurs zu halten. Oh, jetzt ist der andere aber zu viel angeluvt. Ein „Sonnenschuss“, wie man so schön sagt, wenn das Boot ganz im Wind steht. Das kostet ihn Fahrt. Und bald schon haben wir ihn hinter uns gelassen. Wir suchen uns einen neuen Gegner. Den dort könnten wir einholen, aber er wendet und dreht ab. Er will wohl woanders hin. Wir segeln weiter unter wolkenlosem Himmel, und genießen die Ruhe, denn außer dem Wind und dem Rauschen des Wassers ist nichts zu hören. Wir kommen in die Nähe von Lastovo. Auf dem Weg sind viele kleine Inselchen, durch die wir segeln. Der Wind ist immer noch ordentlich, also muss ich gut Kurs halten. Eine ganze Reihe Segler haben die Segel unten und motoren sogar lieber durch die Untiefen. Einer scheint dabei aber Kaffee zu trinken. Wir kommen in voller Fahrt und mit vollem Tuch und der Opa unter Motor mit seiner Kaffeefahrt fährt mir direkt vor den Bug. Frank schreit in tüchtig an, dann reagiert er endlich und dreht ab. Erst kurz nach Steuerbord. Ich setze schon zum Manöver des vorletzten Augenblicks an, aber dann dreht er nach Backbord ab und ist endlich aus dem Weg.
Nach einem guten Segeltag kommen wir in der Bucht Skrivona Luka an und legen am Steg bei der Konoba Nautica an. Wir müssen mit achterlichem Wind neben einem Motorboot. Ein Helfer am Steg gibt uns eher weniger hilfreiche Tipps. Wir sollten doch mal unser Bowthruster (Das Bugstrahlruder) benutzen. Ja, damit könnten wir uns jetzt schön einfach ranziehen. Nur, wir haben gar kein Bugstrahlruder. Herkömmlich nutzen wir Wind, Leinen und unser Ruder. Und wenn der am Steg jetzt einfach mal die Leine festhalten würde, hätte es der Seewolf am Steuer auch einfacher, aber schließlich liegen wir mit 2 Moorings an Steuer- und Backbord und den Heckleinen vertäut neben dem großen Motorboot. Wir packen noch ein Extra Fender dazwischen und dann ist auch der Motorbootbesitzer zufrieden. Jetzt genießen wir erstmal unser Anlegerbier. Dann packen wir das Bimini aus und haben noch Zeit bis zum Abendessen. Ein kleines Motorboot kommt vorbei und kassiert uns 200kuna ab, denn Lastovo ist ein Naturpark, und jeder Tourist zahlt deswegen Steuern.
Essen gehen wir dann in der Konoba Nautica. Jeder hat es schwer mitzuhalten, wenn die Gäste vorher bei Thomir gegessen haben, aber das Essen hier ist wirklich höchstens durchschnittlich. Nicht wirklich zu empfehlen. Den Rotwein genießen wir dann lieber wieder auf der Loup
26.6.19 Kreuzen
In Lastovo legen wir ab, und ziehen die Segel hoch. Heute früh soll es erst mäßig anfangen und im Laufe des Tages immer mehr Wind geben. Bei gemütlichem 3-4er Wind machen wir uns auf den Weg. Dann kommt eine Flautenzone. Das Wasser wird ganz glatt, aber ein Stück weiter ist es wieder dunkelblau. Die Restfahrt reicht nicht mehr. Ich werfe den Motor an. Gleichzeitig muss ich abfallen, denn der Wind dreht, der Verklicker spielt Karussell. Die Fock steht schon back. Ich muss wenden. Frank bedient die Schoten. Dann kommt wieder Wind, Motor aus und weiter geht es, aber vorher war ich mit Halbwind genau auf unser Ziel zugehalten. Nach dem Winddreher kommt der Wind genau von vorn. Macht ja nichts, dann wird eben weiter gekreuzt. Frank geht unter Deck. Das Segeln macht Spaß und die Loup fährt fast von alleine. Ich hänge meinen Gedanken nach und berechne dann eine ganze Weile den Wendewinkel und unser Ziel im Kopf. Dann beschließe ich, “genau jetzt“ macht wenden Sinn und laufe zum Niedergang um Frank Bescheid zu sagen, aber da kommt er gerade schon die Treppe rauf, denn er verfolgt das Geschehen unten am Plotter und hat wohl in der selben Sekunde wie ich beschlossen, “jetzt“ macht Wenden Sinn. Wir wenden noch einige Male. Irgendwann gebe ich das Steuer ab und Frank segelt weiter. Wie angekündigt nimmt später der Wind zu und mit am Ende 5-6 Bft erreichen wir unser Ziel. Andere Segler haben gerefft und einer nutzt nur sein Vorsegel, aber wir können sehr hoch am Wind segeln und halten so die Krängung im Griff. Wieder ein richtig schöner Segeltag. Das Ankerbier erfrischt in der Sonne und der Lauch mit Nudeln schmeckt prima.
27.6.19 Regatta Spiele und Fahrt nach Malta
Heute bummeln wir rum. Der Wind kommt erst mittags und ich wage sogar ein Bad im Meer obwohl ich eher wasserscheu bin. Aber 25grad warm ist es und glasklar. Wenn nicht jetzt, wann dann? Als ich wieder geduscht bin, machen wir das Boot fertig und gehen Anker auf. Eine ganze Weile motoren wir, denn der angesagte NW wind kommt aus Süden. Ein Gruppe Delphine hüpft lustig ums Boot Dann ziehen wir aber doch die Segel hoch und segeln bei 2 Bft. Hinter uns taucht eine große Benetau oceanis 528 auf und überholt uns an Steuerbord. Eine kleine Sun Odysssey 389 taucht auf und überholt uns an Backbord. Das schicke Schiffchen heißt Amadeus. Na sowas. Und schon ist der Ehrgeiz wieder gepackt. Wir trimmen und auch auf den anderen Booten wird an den Leinen gezupft. Wir fahren raus was geht und lustigerweise kommt uns noch eine Hansa entgegen, die wartet bis sie etwa auf gleicher Höhe ist wendet und schließt sich unserer spontanen Regatta an. Dann, als hätten sich alle abgesprochen, wendet erst die Beneteau, dann die Hanse, wir und auch Amadeus. Das Rennen geht weiter. Wir segeln und holen auf, zwingen die anderen zum Wenden. Wir haben richtig Spaß. So geht es eine ganze Weile, bis die Benetau soweit raus fährt, dass wir uns fragen ob sie überhaupt noch mit spielt. Aber sie hofft wohl auf mehr Wind draußen. Immerhin, es hat aufgefrischt auf 3-4 Bft, aber alle suchen den richtigen Wind und den besten Kurs, und dann zeigt sich, dass wir doch ein schnelles Boot sind. „Länge läuft“ heißt es bei den Seglern, und langsam haben wir erst die Hansa und dann die kleinere Sun Odyssey abgehängt. Beide ändern später ihren Kurs und auch die große Beneteau hat wohl ein anderes Ziel als wir. Frank überrascht mich noch. Ich hatte ihm im Laufe der Woche erzählt, ich würde gerne mal nach Malta segeln. Und plötzlich schickt er mich nach unten und meint: „schau mal unten auf der Karte, was da so kommt“ Ich wundere mich, denn hier oben seh ich nur einen Leuchtturm Backbord voraus auf einer kleinen Insel. Dann geh ich unter Deck und schaue auf den Potter. Jetzt muss ich doch lachen. Ich komme wieder hoch. „Die kleine Insel mit dem Leuchtturm heißt auch Malta“. Der Seewolf lacht auch „Du wolltest doch immer mal nach Malta. Da hast du es doch heute schon erledigt“. Den Anker werfen wir dann bei Vinisce, einer etwas lauten Bucht mit vielen Badegästen, und Booten.
28.6.19 Mückenplage
Die Nacht war nicht schön. Der Rotwein von gestern Abend rumort noch in meinem Kopf. Gefühlt hundert Mückenstiche habe ich abbekommen, und einen direkt in mein Augenlid. Na toll, alles zugeschwollen. Ich trau mich kaum, in den Spiegel zu gucken. Zum Glück gibt es Sonnenbrillen…
Gegen Mittag starten wir dann, erst nur mit Motor, dann ziehen wir die Genua raus. Das hat den Vorteil, dass ich das Bimini offen lassen kann und im Schatten sitzen kann. Der Wind bläst langsam meine Kopfschmerzen weg und meine Laune bessert sich wieder. Nach einem kurzen, aber schönen Stück werfen wir den Anker vor Necujam, in einer hübschen Bucht mit Häusern und ein paar wenigen Schiffen. Das gefällt mir schon besser als das laute Vinisce.
29.6.19 Karibik
Heute ist wieder ein kurzes Stück dran und weil es sich bewährt hat bei dem wenigen Wind holen wir wieder nur die Genua raus, und bleiben im Schatten vom Bimini. Zwischendurch muss sogar der Motor ran. Auf der Insel Veli Drvenik sehen wir eine schöne, leider sehr volle Bucht, die auch in der Karibik sein könnte mit herrlich türkisem Wasser. Einzig die Palmen fehlen. Nach einer Sightseeingtour durch die Karibik fahren wir eine Ecke weiter nach Solinska, einer kleinen eher einsamen Bucht. Hier passen normalerweise nur 2-3 Boote hin und bis auf ein kleines Motorboot ist noch alles frei. Wir suchen den besten Platz und werfen den Anker. Den Winddreher heute Nacht hat der Seewolf schon vorsorglich mit einberechnet. Die Idee mit der Bucht hatten aber wohl noch mehr, denn am Ende liegen 9 Boote in der kleinen Bucht. Die meisten haben sich einigermaßen sinnvoll einsortiert aber ein Katamaran mit jungen Leuten kommt uns ziemlich nahe. Schon als es noch hell ist, signalisiert Frank den Jungs, dass ihr gewählter Ankerplatz schlecht ist. Seine Hinweise werden aber geflissentlich ignoriert. In der Nacht verringert sich die Distanz zu uns auf unter 3 Meter. Wir geben Lichtzeichen und dann tut sich endlich was auf dem Kat. Sie geben Kette, was die Sache aber nicht besser macht. Dann spricht einer uns auf Englisch an und behauptet, unser Anker würde wandern. Aber der ist bombenfest und tief eingegraben im Sand. Hat Frank höchst persönlich kontrolliert. Ja, auch der wasserscheue Seewolf ist heute deswegen extra ins Wasser gehüpft. Ich halte also dagegen und erzähle dem Katfahrer, dass wir die ersten Segler in der Bucht waren und mit 40m Kette eben einen großen Schwoikreis haben. Die anderen beraten, dann bitten sie mich ein paar Meter vorzufahren, damit sie Anker auf gehen können. Klar, dass mach ich, kein Problem. Dann ist der Kat endlich weg und wir haben wieder Ruhe. Den warmen Abend verbringen wir lange im Cockpit bei Kerzenschein und mit dem einen oder anderen Glas Rotwein.
30.6.19 Abschied und bis bald Loup
Mein Flieger geht heute zurück, aber erst Abends, daher haben wir noch den ganzen Tag. Wir motoren in die Marina Trogir. Der Marinero weißt mir ein Platz zu zum rückwärts anlegen. Der Wind treibt mich Richtung Steg. Es ist nicht so viel Wind, denke ich, das sollte gehen, aber Strom scheint doch mehr zu sein, als ich berechne und es drückt mich fast auf das Nachbarschiff. Zur Korrektur nach vorne sind dessen Moorings schon zu nah. Jetzt kann ich nur noch rückwärts ausweichen. Der Seewolf steht mir bei und gibt hilfreiche Tipps. Ich fange trotzdem an zu schwitzen. Wieder in die Ausgangsposition gebracht, fahr ich nochmal an, erst schräg gegenüber in die Lücke und dann im sanften Bogen rückwärts auf meine Position, Boot wieder gerade machen, am Ende aufstoppen und diesmal gelingt es prima. Uff, geschafft. Der Marinero nimmt die Leinen entgegen, schlingt sie durch die Ringe am Steg und wirft sie zurück. Der Frank belegt die Mooring, und dann sind wir auch schon fest.
Dann wandern wir über die Brücke und holen wir im Konzum Essens-Nachschub für den Seewolf. Wir lassen uns schwerbepackt mit dem Taxi wieder in die Marina fahren. Dann wird die Loup schön sauber geduscht. Ich dusche auch und dann sitzen wir im Cockpit mit dem Anlegerbier und ich frage mich, warum schöne Wochen immer so unglaublich schnell rum gehen müssen.
Aber Tschüss Loup, ich komme ja bald wieder.