Heißer Törn mit beinahe Katastrophe
Törnbericht
Segelrevier: Italien, Kroatien, Adriatisches Meer
Törnbericht von Astrid (14.7.-28.7.2018) An Bord: Michi, Isa, Hilde, Astrid und der Seewolf Frank
14.7.18 Auf nach Venedig
Schon in Düsseldorf am Flughafen haben wir unseren Spaß. Hilde ist mehr als perfekt organisiert, hat alles kopiert und doppelt und dreifach verpackt. Das Duplikat des Personalausweis ist auch schnell zur Hand, farbkopiert und eingeschweißt, aber als der freundliche Herr am Schalter das Original sehen will, geht die Suche los. Isa und ich checken schon mal unser Gepäck ein und dann findet sich auch zum Glück der Original-Perso wieder.
Die Koffer sind weg, jetzt zum Handgepäck. Leider betrachtet die Dame am Band meine guten Camembert „Le President“ als Flüssigkeit. Das ist doch Käse! Und über 100gr. wären die auch noch schwer. Ich soll das doch bitte wegschmeißen. Aber da hat sie die Rechnung ohne mich gemacht. Den guten Käse schmeiße ich nicht weg, den bekomme ich schon auf 100gr reduziert. Ich futter einfach die zweiten Hälften auf. Lecker. Und mit halbem Käse passieren wir die Kontrolle.
Den Platz am Gate sichert uns Hilde kurzerhand, in dem sie mal eben großzügig heißen Kaffee über die Stühle kippt. Die Leute stehen jetzt freiwillig für uns auf...
Und dann kommen wir endlich in Venedig an. Die Tickets für den öffentlichen Verkehr in Venedig mit Bus und Vaporetti habe ich schon vorgebucht, und die Linien habe ich auch schon zu Hause rausgesucht. Aber mit einer Sache habe ich nicht gerechnet. Dass während des Redentore Fest eine Pontonbrücke über den Kanale Grande gebaut wird, wo der Bischof drüber läuft, weiß ich, aber dass da auch die Vaporetti nicht weiter kommen, habe ich nicht bedacht. Also müssen wir aussteigen und ein gutes Stück zu Fuß laufen. Nicht so einfach in der Hitze mit den Koffern. Dann steigen wir wieder in ein Vaporetto und fahren bis Certosa, die Insel mit dem Hafen, wo die Loup auf uns wartet. Auf dem letzten Stück zum Boot kommt uns Frank entgegen und dann sind wir endlich da. Hallo „Loup de Mer“. Wir kennen alle die 49 Fuß lange Jeanneau Sun Odyssey schon und erfrischen uns mit einem Ankommbier.
Zum Einkaufen ist es heute schon zu spät, aber nach Duschen und Umziehen, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Mit dem Vaporetto zum Fte. Nove, dann zu Fuß weiter durch kleine Gäßchen und über winzige Brücken. Auf dem Weg finden wir noch eine gut gekühlte gemütliche Osteria mit ausgesucht leckerem Essen.
Dann laufen wir bis kurz vor den Markusplatz und sehen direkt vor Ort dem ca. 40 Minuten lang dauernden imposanten Feuerwerk zu. Ein wirklich schönes Schauspiel. Den Rückweg machen wir mit einem Wassertaxi, dass uns in die Marina bringt, dann folgt der ein und der andere Absacker im Cockpit. Gegen 0400 Uhr kriechen die letzten in die Koje.
15.7.18 In der Hitze der Stadt
Heute ist aber Einkaufen dran. Mit dem Vaporetto geht es zum Coop und wieder zurück. Schwer bepackt kommen wir wieder auf der Loup an. Den Rest vom Tag verbringen wir mit Sightseeing. Isa und Hilde zeigen Michi, der das erste Mal in Venedig ist, die Rialto Brücke, den Dogen Palast, den Markusplatz die berühmten Gondeln, die verwinkelten Gassen und Kanäle. Michis Resumee: Tolle Stadt, aber zu viele Abgase.
Frank und ich waren schon zuvor einige Male in Venedig und wir suchen etwas, was wir noch nicht kennen und fahren mit dem Vaporetto bis nach Torcello, eine Insel noch nördlich von Burano. Auch hier sind noch Touristen unterwegs, aber zum Mittagessen finden wir eine schöne Osteria, wo die Gäste eher Einheimische sind. Der Ober ist aufmerksam und unaufdringlich, die Ente schmeckt fantastisch und der Blick in den gut gepflegten Garten mit edel in weiß dekorierten Stühlen lässt vermuten, wir wären eher auf einer privaten Feier als in einem öffentlichen Restaurant. Abends treffen wir uns dann wieder auf der Loup.
16.7.18 Seewolf Sightseeing Tour und Aufregung am Abend
Heute Morgen heißt es dann ablegen. Ich mache mir einen Plan, wie wir aus der Box kommen und mit Michis Hilfe, der unseren Bug an einer Vorleine, auf Slip mit dem Steg verbunden, in Bereitschaft hält, um ihn ggf. um den Finger-Steg zu führen, kommen wir gut raus. Mit wenig Wind und Strom ist das auch kein Problem und ich fahre durch einen sehr schmalen Weg zwischen Brücke und Schiffen durch. Dann kommen wir ins Hauptfahrwasser, das uns noch ein letztes Mal nach Venedig führt. Ich übergebe das Steuer an Frank, der uns jetzt durch die Vaporettos und das rege Treiben der Schiffe im Gua Decca Kanal manövriert, damit wir noch einmal ausgiebig gucken können. Mit gefühlt tausend Fotos verabschieden wir uns von den typischen italienischen Bauwerken mit Dachterassen und Brücken zwischen den kleinen Kanälen. Wir sehen noch einmal den Markusplatz, jede Menge Vaporetti, und fahren dann dem Fahrwasser entlang aus der Lagune von Venedig.
Vor den Toren Venedigs werfen wir den Anker und genießen das Urlaubswetter und die Ruhe an Bord. Auch eine Siesta ist noch drin. Am Abend kommt etwas Regen auf, wir gehen unter Deck und nach leckerem Alio et Olio wollen wir eigentlich zum Rotwein übergehen. Ein Blick aus dem Fenster lässt uns den Rotwein aber schnell vergessen. Die Steine sind viel zu nah, der sanfte Regen hat sich plötzlich zu einem heftigen Gewitter ausgewachsen. Schnell den Motor an, Anker hoch. Die 30Kn Wind-Böen schieben uns aber gnadenlos auf die Felsen zu. Das Ruder knirscht auf dem Boden. Der Motor gibt sein Bestes, aber wir kommen nicht mehr weg. Eine halbe Stunde etwa versuchen wir uns mit dem Bootshaken abzuhalten und der Motor läuft auf Hochtouren. Alle verfügbaren Fender schützen den Rumpf aber das Ruder setzt immer wieder auf dem Boden auf und schickt heftige Stöße durch die Loup. Wir lassen sogar Wasser ab, um weniger Tiefgang zu haben und ich mache schon das Lupino, unser Beiboot klar um ggf. den Anker manuell auszubringen, ein Stück vom Boot entfernt, um uns dann ggf. damit weg zu ziehen, aber da kommt die Loup endlich wieder frei. Erleichtert fahren wir ein Stück weg und werfen den Anker erneut. Inzwischen sind wir alles klatschnass. Michi und ich hüpfen ins Wasser um erste Bilanz zu ziehen. Das Wasser ist sogar angenehm warm, leider nicht so klar, dass man den Schaden genau sehe könnte. Das Ruder ist noch dran, aber scheint unten ziemlich ausgefranst zu sein. Wenn die Welle nicht verbogen ist, könnten wir noch mal Glück gehabt haben. Das Lupino wird wieder eingepackt, und als wir alle wieder trocken sind, trinken wir ein Mythos - nebenbei: das leckerste griechische Bier, das ich kenne - auf den Schrecken. Hilde schlägt die Aufregung etwas auf den Magen und sie bleibt zunächst bei Brot und Wasser.
Aber zu fortgeschrittener Stunde ist die Stimmung wieder gut. Ach du grüne Neune… Isa, Hilde und Michi spielen Uno. Ich halte mich raus, aus dem verwirrenden Spiel mit den diversen Regeln und Richtungswechseln. Dauernd vergisst einer „letzte Karte“ zu sagen. Wo es lang geht, weiß längst keiner mehr und Isa drückt dem verdutzten Michi ihren Kartenhaufen in die Hand. Verständlich, den Michi hatte dagegen ja nur noch eine auf der Hand… Ich schreibe mal lieber weiter Törnbericht.
17.7.18 Segeln
Heute stehen wir früh auf, und schon vor 0600 geht der Anker auf. Denn wir haben ein langes Stück vor uns. Wir wollen rüber nach Kroatien. Mit vereinten Kräften ist das Groß gesetzt, Genua raus und wir gleiten durchs Wasser. Beim Morgenkaffee genießen wir die Ruhe und Stille des Segelns. Gefrühstückt wird unterwegs. Urlaub pur. Zur Abwechslung zeigen sich eine paar Thunfische, die lustig durchs Wasser springen. Zwischendurch kommt auch der Motor nochmal zum Einsatz, und das letzte Stück fahren wir nur mit Genua. Der Anker fällt vor Dajla. Und nach dem Ankerbier hüpfen alle ins klare Wasser.
18.7.18 Ein steinreicher Weg
Anker auf und dann gen Süden. Wir segeln am Wind und kommen an Novigrad und Porec vorbei , an Funtana und Vrsar. Der Seewolf erzählt uns die Geschichte von Giacomo Casanova, der hier geboren wurde und dann in Venedig lebte. Vermutlich ist er nicht so luxuriös wie wir mit einer Yacht nach Venedig gelangt. Er wurde wegen seinen sexuellen Machenschaften verurteilt, ging über die Seufzerbrücke und landete in den Bleikammern, bevor eine seiner Frauen ihn wieder befreien konnte.
Beim Segeln müssen wir heute gut die Augen aufhalten, denn vor der Küste bis Vrsar sind viele vorgelagerte Steinfelsen, die aber gut sichtbar mit den schwarz gelben Gefahrentonnen gekennzeichnet sind. Unser Ziel heute ist Rovinj. Ein malerisches altes Hafenstädtchen, das absolut sehenswert ist.
Das Anlegemanöver zwischen Boje und Mole wird genau durchgesprochen. Jeder ist auf Position. Isa und Micha angeln die Boje, Hilde soll übersteigen, ich fahre ran und der Seewolf hat ein Auge auf alles. Es klappt, auch wenn ich kurz nochmal den Kurs nach vorne korrigieren muss, bis Michi die Boje fest hat. Dann machen wir uns auf zu einem Rundgang durch die Stadt. Abends gehen wir lecker Pizza essen bei Da Sergio. Auch wenn sich die Pizza „Baby“ nennt. Sie ist definitiv groß genug zum satt werden.
Anschließend sitzen wir im Cockpit und fotografieren uns gegenseitig im Sonnenuntergang. Es entstehen künstlerische Bilder. Ein Bild findet Hilde gar nicht gut. „Das ist scheiße, das kannste gleich löschen“. Gut, ich sehe darauf wirklich nicht so toll aus… Dann erkennt auch sie, dass das ein Bild von mir und nicht von ihr selber ist. Ihre Entschuldigung geht in unserem Gelächter unter.
19.7.18 Wenig Wind und große Schiffe
Bei wenig Wind muss heute Theo, der Motor ran. Isa steht am Steuer und je näher wir Pula kommen, umso fester hält sie es. Uns ist allen klar, Isa will den Anleger fahren. Den Platz in der Marina haben wir schon morgens per Telefon gebucht. Kurz vor dem Hafen funken wir dann den Hafenmeister an. Der weißt uns eine Lücke zu, und Isa parkt rückwärts ein. Das Schiff gedreht und mit dem Heck Richtung Lücke. Ein paar kleine Korrekturen und dann ist sie drin. Michi macht die Mooring fest, Hilde und ich werfen die Heckleinen zu den Helfern am Steg rüber. Isa strahlt. Darauf trinken wir ein Anlegerbier, auch wenn es erst mittags ist.
Nach einer erfrischenden Pause ordern wir ein Taxi und dann wird eingekauft. Wir lassen knapp 500€ im Kaufland, aber den Proviant brauchen wir auch, denn in der kommenden Woche werden wir keinen Hafen mehr anlaufen. Frank verstaut alles sorgfältig in der Kühlung und in den diversen Schränken. Michi, Isa und Hilde gehen duschen und dann auf Entdeckungstour, denn die Stadt hat viel zu bieten mit der Arena und den italienisch anmutenden Häusern. Ich fülle die Wassertanks und schrubbe die Loup, was Spaß macht in der sommerlichen Hitze. Dann treffen wir uns alle in der Stadt zum Abendessen. Günstig und sehr gut ist unser Restaurant Orfej. Und dann geht es im Cockpit mit Rot und Weißwein weiter. Ich bin müde und falle früh in die Koje, die anderen halten noch länger durch.
20.7.18 Pula bis Unije
Heute ist Hildes große Stunde am Morgen. Sie fährt einen sauberen Ableger. Dann übernimmt Frank das Ruder und fährt für uns noch eine Sightseeingtour durch die Werft. Wir sehen ein fast fertiges Kreuzfahrtschiff. Geplant für nur 225 Passagiere, mit 6 Sternen wird das in Zukunft ein Schiff für Luxusfahrten der höchsten Preisklasse.
Und dann geht es raus aufs Meer und die Segel hoch. Wir segeln 40sm hoch am Wind. Trotz kaputtem Ruder kommen wir gut vorwärts und überholen sogar den einen oder anderen Segler. Reihum darf jeder ans Steuer und zur Krönung des Tages ankern wir vor Unije sogar unter Segeln. Wir müssen fix sein, aber alles läuft reibungslos. Das Ankerbier schmeckt und die halbe Crew hüpft ins Wasser.
Danach machen sich Isa und Hilde als heutige Chefs de Cuisine einen Namen mit einem wirklich sehr guten Nudel-Bolognese Gericht. Den Abend verbringen wir wieder bei Wein und Sonnenuntergang im Cockpit. Als es dunkel wird finden Michi und Isa mit Hilfe einer App auf dem Handy die Sternenbilder am Himmel. Hilde, selber vom Sternzeichen Jungfrau, findet es seltsam, dass ebendiese am Himmel die Beine in die Luft streckt…
21.7.18 Durch die Brücke bei Mali Losinj
Nach ausgiebigem Morgenbad im türkisbauen Wasser vor Unije geht der Anker auf und wir setzen Segel. Gemütlich geht es ein Stück weiter bis zur kleinen Insel Murtar. Wieder sehen wir karibikblaues Wasser. Wir verbummeln die Zeit bis zum späten Nachmittag und dann gibt es als Highlight des Tages ein Zusammentreffen der Segelfreunde. Mit Ingo haben wir schon vorher Kontakt aufgenommen. Er ist zur Zeit mit der Konfirmandengruppe seiner Kirche dort. Bei den vielen Kindern hat er jede Menge zu tun und Mitsegeln für einen Tag, wie angedacht, kommt leider nicht in Frage. Aber wir treffen uns kurz an der Pier. Einmal Shake Hands. Austausch von frischem Brot und Käse gegen unseren Müll und dann geht es wieder weiter zur Brücke. Michi darf kreiseln, eine Lücke zwischen den anderen Booten abpassen und dann durch die schmale Durchfahrt fahren. Alles geht gut. Hilde fährt später den Anker ein, in der hübschen Bucht Sonte. Und dann warten wir aufs Abendessen. Das berühmte Seewolf Sate Hühnchen gibt es heute mal auf andere Art. Statt Peanutbutter hat er Karibische Kokosmilch und Kokosmark in die Soße. Wir sind gespannt, und dann absolut überrascht über den tollen Geschmack. Kein Krümel Reis geht an die Fische und selbst die Soße wird bis auf den letzten Schluck ausgetrunken. Einfach lecker!
22.7.18 Eine Sandinsel in der Adria, Susak
Heute sind Hilde und Isa die Rudergänger. Hilde fährt aus der Bucht und Isa durch die Brücke bei Osor die nur 2x am Tag öffnet. Jede Menge Leute stehen am Rand und winken den durchfahrenden Schiffen. Dann setzen wir die Segel und Isa und Hilde segeln uns souverän um Unije herum nach Susak. Hier nutzen wir die Bojen. Der Einweiser im Schlauchboot fängt am Bug eine Leine vom Boot und wickelt sie durch den Ring der Boje und ich mache uns schon mal fest. Dann führe ich eine zweite Leine durch den Ring und mache die andere Seite fest. Von der Boje geht eine Führleine nach achtern, wo man wiederum eine Mooring aus dem Wasser ziehen kann, die das Heck verankert. So stehen wir fest und in einer Reihe mit diversen anderen Seglern. Am Nachbarboot springt ein junger Mann etwas ungestüm in sein kleines Beiboot, was prompt hinten Übergewicht bekommt und er landet rücklings samt Beiboot und Außenborder im Salz-Wasser. Verwundert stellen die jungen Männer an Bord fest, dass der Außenborder nach dem Salzbad prompt den Dienst quittiert. Er springt überhaupt nicht mehr an. Dann müssen sie halt paddeln.
Da haben wir es besser. Wir machen das Lupino klar, hieven es mit dem Spifall über die Reling und dann baue ich den Elektromotor an und tucker Michi, Hilde und Isa zu einer Sightseeing Tour rüber nach Susak. Der Weg ins Oberdorf und zu dem außergewöhnlich schönen Friedhof lohnt sich wirklich. Später sammle ich die Ausflügler wieder ein und Frank kocht zum Abendessen schmackhaftes Alio et Olio.
23.7.18 Zwischen Bora und Lebic oder ein Törn in die Karibik?
Die angekündigte Bora schickt schon ein paar Böen zu uns runter. Und mitten in der Nacht ist der Himmel hell von Gewitterblitzen, aber zum Glück alles weit genug weg. Morgens machen wir mit Wind von Steuerbord erst die Backbordleine von der Boje los, dann die Mooring am Heck ab, und lösen uns zuletzt Steuerbord von der Boje. Wir kommen gut weg und segeln nur mit der Genua. Nicht weit, nur 20 sm, denn wir brauchen ein sicheres Plätzchen für heute Nachmittag, wo die Bora kommen soll. Die Bora ist Wind mit heftigen Böen aus Nordosten, der sogar Orkanstärke erreichen kann. Die kalte Luft kommt über das Gebirge und trifft auf die warme Luft an der Küste und es kommt Bewegung in die Wolken, die ähnlich einem Wasserfall über den Gebirgsrand herunterfallen. Über dem Velebit Gebirge baut sich gerade so eine Borawalze auf und über uns türmen sich weitere Wolkenberge zusammen. Das wiederum könnte der Lebic sein, ein typisch kroatischer Starkwind aus südwestlicher Richtung. Wenn jetzt beide aufeinandertreffen, kann es ziemlich heftig wehen aus verschiedene Richtungen und es entstehen Kreuzseen. Wir warten also auf den Wind, aber dann ist plötzlich Flaute, jetzt müssen wir sogar motoren. Die Bora schiebt den Lebic weg. Und an unserem Ziel, der Westbucht von Olib erwartet uns blauer Himmel und türkisblaues Wasser wie in der Karibik. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich mit Schwimmen, Faulenzen und Siesta. Die Wetterfrösche liegen nicht ganz daneben, der Wind frischt ab und an auf, und bläst mit bis zu 25Knoten. Aber die Bora hat uns im Großen und Ganzen wohl vergessen.
24.7.18 Parasailor
Heute haben wir etwas Besonderes vor. Wir haben wenig Wind und den ziemlich achterlich, genau das richtige für den Parasailor. Ein Spinnacker, der extra noch in der Mitte Luftkammern hat, wie bei einem Gleitschirm, die dann zusätzlich das Boot nach vorne ziehen. Der Wind ist noch arg wenig und der Parasailor ziert sich ein wenig. Es ist nicht leicht den richtigen Trimm mit den vier Leinen zu finden. Aber dann steht das blaue Kitesegel und der Anker fällt vor Planatak. Wieder eine tolle Bucht zum Baden.
25.7.18 Kringel und Limoncello
Wir planen nach Süden zu segeln um Pasman herum und dann wieder nach Norden. Das bedeutet, wir haben auf dem Weg nach Süden zunächst achterlichen Wind. Wieder ideal für den Parasailor. Und schon lassen wir den großen blauen Schirm auseinander fliegen. Das Setzen geht heute problemlos, die Teamwork passt perfekt. Der Seewolf ist am Steuer, Michi zieht den Parasailor noch im Sack am Spifall hoch, Isa und ich dirigieren den Weg der langen Wurst aus der Segellast heraus, dann hake ich alle Leinen ein, und ziehe den Sack hoch, und sobald Wind in das Spi kommt bläht es sich auf, Michi und Hilde halten es zunächst mit den Leinen unten dann wird sachte gefiert mal an Steuerbord mal an Backbord. Ich sichere vorne die Leinen und wir nehmen schon ordentlich Fahrt auf. Wir wechseln uns am Steuer ab, nur Hilde bleibt bei den Schoten. Sie ist etwas müde heute. Nach einigen Stunden schönen schnellen Segelns mit bis zu 8 Kn Speed kommen wir um die Südecke von Pasman.
Genauso schnell wie wir ihn gesetzt haben, haben wir den Parasailor wieder geborgen und ich bin froh, dass er ohne Murren brav wieder in seinem Sack verschwindet. Der Sack rutscht schnell in die Segellast und wir holen Groß und Genua aus. Michi, Isa und ich sind gerade noch damit beschäftigt das Groß hochzuziehen, abzudirken und die Genua anzukurbeln, da sagt der Seewolf: „Du hast ja gerade nichts zu tun, Hilde“ und drückt ihr das Steuer in die Hand. Jetzt ist es vorbei mit müde sein. Hoch am Wind - und Wind ist genug da - saust Hilde um die Ecke. Hoch konzentriert bei den Ausweichmanövern - klappt das oder klappt das nicht? „Nerven behalten und Kurs halten“ ist mein Tipp und wir rauschen mit genug Abstand an dem anderen Segler vorbei. Dann müssen wir aufkreuzen. Bei den Wenden hakelt es noch etwas. Etwas zu lang in der Wende im Wind gestanden und der Baum kommt wieder zurück. Die Genua schon übergeholt steht jetzt Back und dreht das Boot noch weiter zurück. Jetzt ist die beste Lösung schnell das Ruder hart nach Lee und einen Kringel zu fahren, der Baum kommt wieder zurück auf die richtige Seite. Die Genua steht immer noch, jetzt auf der richtigen Seite und es geht weiter. Die nächsten Wenden klappen wieder besser. Aus Sympathie fährt Michi später auch noch einen Kringel. Eigentlich müssen die beiden heute Abend eine Runde schmeißen, aber das übernimmt Isa und gibt Limoncello aus. Rot- und Weißwein folgen und der Abend wird sehr lang und sehr lustig… Michis Wahlspruch dazu: Was auf dem Schiff ist, bleibt auf dem Schiff….
26.7.18 Kreuzfahrt an Zadar vorbei
Anker auf und heute haben wir Wind gegenan. Kein Problem, dann wird eben gekreuzt. 31 schöne Seemeilen mit wenig Wind und mit viel Wind. Die gemeldeten Hitzewarnungen aus Deutschland interessieren uns wenig. Hier ist das Wetter prima. Sommerlich warm und angenehm. Der Anker fällt vor Mulin wieder in traumhaft türkisem Wasser. Morgen geht es in den Hafen bei Zadar. Also genießen wir unseren letzten Ankerabend.
27.7.18 Leckere Steaks und Nachtleben in Zadar
Und noch ein letztes Mal heißt es „Anker auf“. Das letzte Stück segeln wir noch hoch am Wind und mit wenigen Wenden erreichen wir die Marina Borik. Hier wird immer noch kräftig gebaut, und lässt erahnen, dass die Anleger in Zukunft eine der modernsten Hafenanlagen erwartet. Nach dem Anlegerbier ist Duschen dran. Auch die Loup wird geduscht, entsalzt, geschrubbt und anschließend machen wir uns selber stadtfein. Ein Bus bringt uns nach Zadar. Michi, Hilde und Isa sind schon vorgefahren und machen einen Stadtrundgang. Eis und Cocktail inbegriffen. Frank und ich kommen nach und dann treffen wir uns alle bei Scobla, wo die Steaks wieder mal vom Feinsten sind. Direkt neben dem Restaurant findet noch ein Mundharmonikatreffen statt. Spieler aus ganz verschiedenen Ländern treffen sich hier zum Musizieren. Inzwischen ist es dunkel geworden und wir schauen beim Eisladen vorbei und wandern dann an der Promenade entlang. Die „Full Moon Party“ ist in vollem Gange. Jede Menge kleine Buden wie auf einer Kirmes. Vor lauter Musik hört man die berühmte Wasserorgel kaum. Wir machen ein lustiges Crew-Schuh-Foto auf dem berühmten Lichtkreis. Und weil der Abend so schön ist und es unser letzter Abend ist, gehen wir noch in eine Cocktailbar, die statt Stühle gemütliche Liegewiesen und bettartige Sitzgelegenheiten hat. Wir schlürfen unsere Longdrinks in der warmen Nacht. Von dort sehen wir sogar die totale Mondfinsternis, die in diesem Jahrhundert einmalig ist. Den letzten Rotwein gibt es im Cockpit und schon fast am nächsten Morgen fallen wir müde in die Kojen. Morgen ist Abreisetag, aber wir sind uns einig, das war ein toller Törn, wir sind viel gesegelt und haben viel erlebt in den 14 Tagen.
Tschüß Loup. Bis zum nächsten Mal…