Fünf Länder in einer Woche..
Törnbericht
Segelrevier: Adriatisches Meer
Törnbericht von Astrid (2.6.-17.6.2018)
An Bord: Astrid und der Seewolf
2.6.18 Vom Lehrer zum Schüler
Endlich ist es soweit. Gestern erst bin ich aus Koudum in Fryslan gekommen, wo ich als Segellehrerin die Ausbildungswoche geleitet habe und am Ende alle Segelschüler glücklich ihre praktische Prüfung zum Sportbootführerschein Binnen bestanden haben. In der Nacht dann schnell die Koffer umgepackt und jetzt bin ich wieder hier beim Seewolf, der wiederum mein Lehrer ist und von dessen umfangreichem Segelwissen ich bei jedem Törn schon viel gelernt habe. An Bord der Loup de Mer hier in Lefkada werde ich herzlich begrüßt mit einem Mythos, quasi als „Ankommbier“. Später feiern wir unser Wiedersehen bei „7 Islands“ mit Stifado und Rotwein. Dem Rotwein folgen noch einige Gläser mehr im Cockpit der Loup. Und ich bin einfach nur glücklich wieder hier zu sein.
3.6.18 Basteltag in GRIECHENLAND
Nach dem langen Abend fangen wir heute entsprechend spät an und beschließen nach dem Frühstück einfach noch einen Tag hier in Lefkada zu bleiben. Wir wollen zwar in den nächsten Tagen fünf Länder besegeln, haben aber keine Eile. Die Zeit nutzen wir mit Basteln. Zum Glück hat der neue Ausrüster hier im Ort auch am Sonntag auf und so bekommen wir sogar die nötigen Ersatzteile um die defekte Wasserpumpe in der Dusche zu reparieren. Abends gehen wir im Lighthouse essen, das wohl beste Moussaka, dass es in Griechenland gibt. Der Wirt spendiert uns dazu noch eine extra Karaffe Rotwein und steckt dem Seewolf beim Abschied eine Flasche Ouzo zu. Ich bin schon wieder begeistert von der Freundlichkeit der Griechen.
Von den Nachbarschiffen bekommen wir aber noch eine gruselige Geschichte zu hören. Ein Crewmitglied hat sich gleich zu Törnbeginn irgendwie mit der Festmacherleine drei Finger abgerissen und ist auf dem Weg nach Athen ins Krankenhaus. Die Finger wurden zwar nach einiger Zeit im Hafenbecken gefunden, aber zum Wiederannähen war es wohl schon zu spät. Wir machen uns wieder einmal klar, dass man Segeln zwar immer mit Entspannung, Urlaub und Abendsonne verbindet, aber dass es eben trotzdem kein Kindergeburtstag ist, sondern durchaus als gefährliche Sportart einzuschätzen ist, bei der man umsichtiges Denken, vorausschauendes Verhalten und Sicherheitsvorkehrungen nicht hoch genug bewerten kann.
4.6.18 Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Heute starten wir aber wirklich und sind schon früh munter, fahren mit der Morgensonne raus und nehmen die 0700 Brücke von Lefkada, die immer zur vollen Stunde öffnet. Dann sind schnell die Segel oben und es geht los. Zwar mit wenig Wind, aber die heutigen 82sm bis Georgios, eine Bucht im Westen von Korfu, segeln wir doch größtenteils. Als sich der Abend schon neigt kommen zwei muntere Delphine längsseits. Sie flitzen durchs Wasser und machen auf Höhe des Bugs lustige Sprünge. Lassen sich zurückfallen und wiederholen das gleiche nochmal. Müde, aber zufrieden werfen wir später im Dunkeln den Anker.
5.6.18 Geburtstag
Heute ist ein besonderer Tag, denn der Seewolf hat Geburtstag. Wir frühstücken gemütlich und dann geht der Anker auf. Es ist nur ein kurzer Schlag, 21sm. Wir fahren nach Othonoi. Mit Halbwind und Raumschotskurs, nur mit der Genua. Dann wird der Südwind stärker, es läuft prima und wir überlegen kurz, gleich durch zu fahren nach Italien, aber dann kämen wir wieder erst um Mitternacht an. Nein, wir bleiben bei unserem Plan. Kurz vor der Ankerbucht fliegt noch mein Käppi weg. Schnell wird ein „Käppi über Bord Manöver“ gefahren und das Käppi wieder eingeholt. In der Ankerbucht relaxen wir und als Geburtstagsessen gibt es leckeres Sate Hühnchen.
6.6.18 Anders als geplant – Otranto in ITALIEN
Ganz früh, noch bevor sich die Sonne zeigt stehen wir auf und um 0600 geht schon der Anker auf. Der angekündigte Südwind kommt zwar etwas westlicher, aber für uns kein Problem. Mit über 6 Knoten sollten wir bald in Italien sein. Ich habe mein Ipad mit Navionics bestückt und lese begeistert die Hochrechnungen ab. Dann sind wir am frühen Nachmittag schon in Otranto und können die Führung durch die Festung mitmachen, Eis naschen, Pizza essen… Leider hat der Wind es sich aber anders überlegt. Aus den eben noch passablen 3 Bft werden 2 und dann fast nichts mehr. Jetzt muss sogar Theo ran, unser Motor. Den kann auch Herbert steuern, unser Autopilot, der nebenbei gesagt exakter und vor allem konzentrierter segeln kann als die meisten Menschen. Das Motorgeräusch macht müde und ich lege ein Vormittagsschläfchen ein. Der Seewolf hat alles unter Kontrolle. Zwischendurch setzt er wieder die Segel. Aber der Wind lässt sich sehr bitten. Am Ende holen wir alles runter und legen den Rest per Motor zurück. Vor uns zeigt sich schon Italien. Genau über unserem Ziel baut sich aber grade eine dicke Gewitterwolke auf. Tiefschwarz am Horizont und der Donner grollt. Jetzt fahren wir extra langsam, vielleicht zieht es ja ab, bis wir dann da sind. Das tut es zum Glück, aber unser Ölzeug brauchen wir doch noch für eine ganze Weile. Dann ankern wir vor der Festung von Otranto. Majestätisch liegt die Loup alleine in der Bucht. Schnell wird das Lupino, unser Beiboot, klar gemacht und wir rudern ans Festland. Wir kommen an der Burg an. Leider ist der letzte Rundgang durch den Keller der Festung schon vorbei. Dabei hatten wir durch die Zeitumstellung sogar eine Stunde gewonnen. Wir sind jetzt einfach schon zu spät dran. Aber Frank beruhigt mich, so viel sei da drin gar nicht zu sehen. Dann schlendern wir durch die Gassen. Probieren Limoncello und Mandellikör und genehmigen uns leckeres Gelato. Und jetzt wär die Pizza dran. Pizzerien und Ristorantes gibt es genug, aber die machen alle erst später auf. Dafür sind wir wiederum zu früh dran. Nach erfolgloser Suche beschließen wir einfach zurück auf die Loup zu paddeln. Nein „rudern“ war es ja. Frank hat mir eben gezeigt, wie das geht. Aber jetzt bin ich dran und das Fahren mit dem Lupino mit Blick nach hinten finde ich durchaus gewöhnungsbedürftig. Es ist sehr lustig, weil ich mich dauernd umdrehen möchte, aber dann zeigt Frank mir die Richtung an und wir kommen sogar wieder bei der Loup an. Statt Pizza gibt es Bratkartoffeln. Anders als geplant, aber mindestens genau so gut. Und Rotwein ist auch noch da.
7.6.18 Durch ALBANIEN nach MONTENEGRO
Frank hat die Wetterfrösche befragt. Für die Fahrt nach Montenegro sind die Vorhersagen nicht wirklich berauschend. Trotzdem legen wir nach leckerem Frühstück mit Rührei kurz nach 1000 los und nutzen den Ostwind für unsere Fahrt Kurs 0°. Am frühen Nachmittag lässt der Wind nach, aber bevor es langweilig wird, gesellen sich Dutzende von Delphinen zu uns. In allen Richtungen hüpft es und platscht es. Familienausflug. Während ich noch versuche das lustige Geplantsche der Delphine auf Fotos festzuhalten, kommt wieder die „Windnase“ vom Seewolf ins Spiel. Das habe ich schon ein paarmal erlebt. Das Wasser ist flach und platt wie in einem See. Noch nicht mal am Horizont ist Bewegung im Wasser zu sehen, es sind kaum Wolken am Himmel, aber der Seewolf sagt, in einer halben Stunde kommt Wind. Und wie immer behält er recht, wir setzen alsbald die Segel und dann kommt der Wind. Zwar nicht wirklich viel, aber zum Segeln durchaus ausreichend.
Frank und ich wechseln uns in 4 Stunden Wachen ab, und in der Nacht, in meiner Schicht kommt dann sogar ein bisschen Bewegung in die Sache und mit über 8 Knoten Fahrt kommen wir gut vorwärts. Die Sterne sind meine Wegmarken. Ab und an sehe ich andere Schiffe. Backbord voraus sehe ich das rote Seitenlicht und das Toplicht eines Maschinenfahrzeugs. „Rot an rot tut keine Not“ Den lasse ich einfach links liegen, denke ich mir. Aber dann dreht das Schiff plötzlich und ich sehe sein grünes Seitenlicht. OK, dann will er wohl an meiner Steuerbordseite vorbei. Als Segler halte ich Kurs, bereit zum Abfallen falls es doch eng wird. Aber dann dreht er wieder zurück. Ich sehe wieder seine Backbordseite. Es geht noch zweimal hin und her. Was macht der da? Und dann hat er mich wohl auch gesehen. Er knipst zwei rote Lichter übereinander an und zeigt so an, dass er „manövrierunfähig“ ist. Deshalb dreht er sich also so planlos hin und her. Damit ändert sich aber die Situation für mich. Jetzt bin ich in der Ausweichpflicht. Ich entscheide mich, anzuluven, und fahre einen großen Bogen um ihn rum und falle dann wieder auf meinen ursprünglichen Kurs ab. Auf einer Strecke von 54sm fahren wir sogar durch albanisches Hoheitsgebiet. Das dritte Land in dieser Woche. Als ich später um 0400 wieder übernehme, bin ich erstaunt, dass schon die Dämmerung beginnt. Dann wird es langsam hell, die Sonne kommt heraus und ich sehe schon Montenegro, das vierte Land mit seinen Felsen aufragen.
8.6.18 Ins Herz von Kotor
Wir holen dann die Segel ein und motoren die restlichen Seemeilen in den Fjord bis nach Kotor. Auf dem Weg mache ich gefühlt tausend Fotos von der Gegend. Es gibt zwei hübsche Kirchlein auf Inselchen, die nur per Boot zu erreichen sind. Eine älteres Benediktinerkloster Sveti Dorde/Heiliger Georg und eine neuere orthodoxe Wallfahrtskirche. Am Ufer entstehen großangelegte Hotelkomplexe und Neubaugebieten. Geld scheint es hier genug zu geben. In Kotor legen wir erstmal bei der Tanke an, und verleiben der Loup 458 Liter Diesel ein, in den Tank und in die diversen Kanister. Aber zu zweit ist das schnell geschafft und die Kanister sind wieder ordentlich in der Backskiste verstaut. Alle sorgfältig nach Plan, wie beim Tetris spielen, dicht an dicht, genau in die passenden Lücken. Dann ankern wir mit Blick auf Kotor und nach 154sm Nonstopfahrt schmeckt das Mythos sehr erfrischend. Ein bisschen wie ein riesiger Alien stört allerdings ein Kreuzfahrtschiff der Linie Regent die Optik. Aber zum Glück versperrt es nicht den Blick auf das „Herz“ von Kotor. Denn wenn der Weg zur Festung, wie eine Art chinesische Mauer, nachts beleuchtet ist, und sich das Licht wiederum im Wasser spiegelt ergibt das ein auf der Seite liegendes Herz. Ich kenne das Herz schon von einem Foto von Frank, will es heute Abend aber unbedingt in natura sehen. Mit dem Lupino setzen wir über ins Städtchen. Beim Stadtbummel durch die kleinen Gässchen, die mich ein bisschen an Dubrovnik erinnern, sehen wir über uns die Festung aufragen, besorgen frisches Obst und Gemüse, und Frank weiß natürlich auch hier, wo es das leckerste Eis gibt. Dann fahren wir wieder auf die Loup und es gibt Alio et Olio. Beim Rotwein im Cockpit sitzend warten wir darauf, dass sich das Wasser beruhigt, und die Spiegelung zu sehen ist. Das halbe Herz ist schon gut zu sehen und zu unserer Überraschung wird plötzlich oben auf der Festung ein buntes Feuerwerk abgefeuert. Aber statt sich zu beruhigen, nimmt der Wind immer mehr zu und bei Böen, in der Spitze mit 50 Knoten hält unser Anker nicht mehr. Der Ankeralarm piepst wiederholt und das Kreuzfahrtschiff ist plötzlich ziemlich nahe. Bevor wir den Leuten in die Kabine schauen können, holen wir den Anker auf und werfen ihn erneut. Ich kann am Anker vorne kaum was sehen, weil sich vor mir ein dicker Wasserwirbel gebildet hat. Es bläst wirklich ordentlich und ich muss mich gut festhalten auf dem Weg zurück ins Cockpit, damit ich nicht von Bord geweht werde. Leider piepst der Ankeralarm bald schon wieder und wir werden wieder vertrieben. Also nochmal Anker auf, Frank fährt ziemlich nah ans Land und diesmal hält der Anker. Es scheint wieder Ruhe einzukehren. Das Kreuzfahrtschiff, dass schon vor einer ganzen Zeit seine Fahrtlichter gesetzt hat, nutzt die kleine Windpause und legt ab. Leider nimmt der Wind später wieder zu und dreht auflandig. Wir haben noch genug Platz, aber Frank hält sicherheitshalber Nachtwache. Er trotzt einem Regen- und einem Hagelschauer. Der Anker hält aber jetzt und so beschließe ich, das ungastliche Wetter einfach zu verschlafen.
9.6.18 Der Schnorchel auf dem Weg nach KROATIEN
Aber ich bin auch früh schon wieder munter und um 0600 holen wir den Anker auf und fahren ab. Da in Montenegro telefonieren sehr teuer ist und Mobile Daten zu nutzen erst recht, nehmen wir die Wetterdaten von Vorgestern. Wir motoren den Weg von Kotor wieder Richtung Adria. Mal sehen was uns heute wettermäßig erwartet. Es fängt erst an zu regnen, dunkle Wolken stehen am Himmel, dafür spannt sich gleich darauf ein riesiger Regenbogen über den Himmel. Als wir schon am Ausgang des Fjords sind werden die Gewitterwolken noch dunkler und aus einer ragt ein kleiner Schnorchel. Fasziniert sehe ich, wie der Schnorchel immer länger und dicker wird, bis er in einer Linie das Meer erreicht hat und das Wasser aufwühlt. Der Schnorchel wächst und wächst. Zum Glück bleibt er an der Stelle und wandert nicht auf uns zu. Nach 20 Minuten ändert er die Farbe von Dunkelgrau auf weiß, und peitscht Mengen von Wasser auf. Dann fällt er in sich zusammen. Wir pflügen uns weiter mit dem Motor durch die Wellen. Bei dem wenigen Wind macht Segeln keinen Sinn. Ich steh am Ruder und nun trotze ich dem Wetter. Mehrere Wolkenbrüche schütten Wasser wie aus Kübeln auf mich herunter. Meine Ölzeugjacke habe ich an, darunter bin ich auch trocken, aber der ganze Rest von mir ist schon komplett durchweicht. Frank löst mich später ab, damit ich mich wieder trocknen kann. Wir motoren an Dubrovnik vorbei. Jetzt scheint auch die Sonne wieder und legen dann in Cruz am Zoll an, zum Einklarieren. Für die Fahrt durchs albanische Hoheitsgewässer haben wir zwar keine Gastlandflagge gehisst aber jetzt weht schon Kroatien im Wind, das fünfte Land, in dem wir segeln in dieser Woche. Darüber haben wir eine gelbe Flagge angebracht. Das bedeutet, dass wir kontrolliert werden wollen. Frank geht ins Gebäude mit dem großen Q (Quarantäne). Beim Einklarieren wollen die Herren von der Zollbehörde einiges wissen, von der Versicherung über Bootsschein und Crewliste und den Pässen muss alles da sein. Aber Frank ist gut vorbereitet, hat alles griffbereit und so ist bald alles erledigt. Ein Kontrolleur kommt noch mit ans Boot um zu überprüfen, ob ich auch wirklich da bin. Ja, ich bin da. Alles in Ordnung.
Dann müssen wir auch schon wieder fort, aber wir fahren nur noch ein Stückchen weiter bis Kolocep, wo wir in einer hübschen Bucht ankern. Hier kommt ab und an auch die Fähre vorbei die einen zum Festland bringt, von wo aus man mit dem Bus nach Dubrovnik fahren kann. Dubrovnik ist absolut sehenswert, aber da ich gerade letztes Jahr erst auf der Mauer spaziert bin, schenke ich mir das diesmal. Ein Flieger fliegt über uns hinweg. Tschüss, flieg du nur, denke ich mir. Ich habe noch eine weitere Woche an Bord, obwohl ich jetzt schon an meinem eigentlichen Törn-Ziel angekommen bin.
Da Frank sowieso weiter nach Norden muss, weil er in fünf Wochen in Venedig sein muss, beschließen wir kurzerhand meinen Törnplan zu ändern. Ich durchsuche das Internet und finde einen guten Rücklug von Zadar aus. Prima, dann kann ich in der zweiten Woche noch eine Menge segeln.
10.6.18 Dinner for two
Heute steht etwas Besonderes auf dem Programm. Wir wollen heute Abend zu Tihomir. In seinem Restaurant Maestral gibt es einmalige Steaks, Lavacake und vieles mehr. ich freu mich schon. Wir haben auch wieder prima Wind. Die Segel gehen auf und wir kreuzen fast vier schöne Segelstunden lang und kommen dann bei Tihomir in Okulje auf Mljet an. Wir dürfen an die Boje. Das heißt, wir werden heute Abend sogar mit einem Bötchen abgeholt zum Essen und brauchen nicht um die ganze Bucht herum zu laufen. Später duschen wir und machen uns schick für unser Dinner zu zweit. Pünktlich um 1900 werden wir abgeholt und auch diesmal lässt das Essen keine Wünsche offen. Anchovis und Gnudis, Steaks mit einer legendären Selleriecremesauce und Nachtisch mit Eis und heißer Schokolade. Ein absoluter Gaumengenuss. Dazu Rotwein und ein herrlicher Blick über die Bucht und auf die Loup. Der Abend mit unserem „Dinner for two“ ist fantastisch.
11.6.18 Auf den Spuren Marco Polos
Wenig Wind ist angesagt aber wir nutzen die kleinste Prise. Um uns rum wird motort, aber wir segeln langsam aber gemütlich bis Korcula, denn wir brauchen ein bisschen frisches Gemüse. Frank setzt mich ab und ich erkunde das kleine Örtchen. Um auch ein bisschen Kultur mitzunehmen besichtige ich das Maro Polo Haus. 20 Kuna, also umgerechnet 2,80€. Dafür darf ich dann 2 Stockwerke eine Treppe rauflaufen und stehe dann auf einer Mini Dachterasse. Der Blick ist ja nett, aber das war‘s dann auch schon. Ich kletter etwas enttäuscht die Treppen wieder zwei Stockwerke runter. Das kann man sich in Zukunft schenken. Aber sonst gibt es viele hübsche kleine Lädchen und Gässchen. Im Konzum hole ich die Verpflegung, die wir brauchen und mit zwei riesen Pizzen im Schlepptau lass ich mich wieder einsammeln. Bevor die Pizza kalt wird futtern wir sie noch während der Fahrt. Das Ankerbier dazu gibt es dann in Kneza.
12.6.18 Anker auf
Nach leckerem Rühreifrühstück gehen wir Anker auf. Leider hat sich ein dicker Katamaran genau über unseren Anker gesetzt. Die Katamaran Crew wundert sich zunächst, warum ich zum Anker aufholen einen Fender mit in die Hand nehme. Dann bleibt ihnen der Mund offen stehen, als wir den Anker im Abstand von gerade mal einem Metern unter ihrem Hintern wegziehen. Das hektische Winken des Steuermanns aus der Flybridge des Kats ignorieren wie geflissentlich. Da hätte er selber beim Ankern besser aufpassen sollen. Aber alles ist ja gut gegangen. Wir drehen ab und lassen die verdatterte Katcrew zurück. Wir haben ein gutes Stück vor uns. Bis Stari Trogir soll es gehen. Es ist Wind mit über 20 Knoten angesagt, ich freue mich schon. Aber der Wind hält nicht, was die Vorhersagen versprechen. Über 3-4 kommt er nicht hinaus. Wir segeln daher eher langsam mit der Genua raumschots und hin und wieder muss auch Theo, der Motor ran. Kurz vor Sonnenuntergang lassen wir den Anker fallen.
13.6.18 Segeln, segeln, segeln
Heute lässt sich einfach beschreiben: Ein richtig toller Segeltag. Wir kreuzen am Wind bei 4-6 Bft knapp 40 sm lang. Der Motor hat Pause. Der Anker fällt dann in einer schönen Bucht im Süden von Murvenjak und wir genießen zufrieden den schönen Sonnenuntergang am Abend.
14.6.18 Bora und eine dicke Walze über dem Festland
Schon in der Nacht haben wir eigentlich mit der Bora gerechnet, die lässt sich aber etwas Zeit und kommt dann am Vormittag. Wir wollen nach Zadar, aber fürchten uns ja nicht vor dem Wind. Groß ganz raus, Genua etwas gerefft und dann jagen wir los. Mit 8 - 10 Knoten Fahrt rauschen wir durch die Böen, die in Spitzen bis über 30 Knoten Wind ins Segel drücken. Wir luven mit den Böen, damit die Krängung nicht zu groß wird und das Ruder im Wasser bleibt und fallen dann wieder ab auf Halbwindkurs. So suchen wir geschickt unseren Weg an den Kornaten vorbei durch die kleinen Felseninseln durch. Aufmerksames Steuern ist gefragt. Wir wechseln uns ab und sind mal am Ruder und mal als Navigator und haben beide riesig Spaß. Der Anker fällt vor Zaton am Festland. Mit Ankersicherung und 50m Kette trotzen wir dem Wind, der unvermindert mit 20-30 Knoten weiterpustet. Eine dicke Borawalze liegt nach wie vor über dem Festland und sieht aus wie eine Packung Autowatte, die man über den Gebirgsrand gelegt hat. Wenn man genau hinschaut sieht man sogar, wie die Wolken wie in einem Wasserfall nach unten fallen und sich dann auflösen. Und von oben schiebt neue Wolkenwatte nach.
15.6.18 Basteltag
Die ganze Nacht pustet die Bora weiter, aber unser Ankerplatz ist prima. Wir liegen pfeilgerade im Wind und die Loup ist ruhig. Deshalb bleiben wir vor Ort und nutzen die gute Gelegenheit uns um die vielen Kleinigkeiten zu kümmern, die auf einem Boot so anfallen, von denen man beim Segeln nichts merkt, die aber durchaus wichtig sind. Ich wechsle den Impeller aus, und bin sehr erfreut als Frank einen Abzieher findet, mit dem das Entfernen des fest eingeklemmten Impellers deutlich einfacher geht als ihn mit der Zange rauszuziehen, dann baue ich den neuen ein, und zum Test starten wir den Motor. Alles dicht. So muss es sein. Dann kommen Ausbesserungen am Gelcoat dran. Auch der Seewolf ist fleißig, bastelt und putzt. So vergeht der Tag wie im Flug.
16.6.18 Rückflug
Mein letzter Tag an Bord. Aber auch heute gibt es noch einiges zu tun. Wir fahren in die Marina Borik bei Zadar und bunkern erstmal Wasser. Die Loup wird entsalzt und geschrubbt, der Müll entsorgt und wir gehen einkaufen. Heute Abend geht dann mein Flieger zurück. Ich blicke zurück auf zwei wunderschöne Wochen an Bord und bin froh, dass es gar nicht so lange dauert, bis ich wieder auf die Loup de Mer komme.