Von Lefkada nach Ithaka - Odysseus läßt grüßen
Törnbericht
Segelrevier: Mittelmeer, Ionisches Meer, Kroatische Adria
Ein Törnbericht von Frank. An Bord der Loup de Mer: Frank und Seewolf Frank.
Die letzte Woche in der Saison, das hört sich zuerst einmal schauerlich und nicht sonderlich einladend an. Eher nach schlechtem Wetter und Frostbeulen, zumal die Wettervorhersage für Griechenland in etwa die gleichen Temperaturen wie im kühlen Deutschland vorhersagt. Mit gemischten Erwartungen setze ich mich daher in einen der letzten Flieger Richtung Lefkada und lande nahe Akzio in Preveza.
Von Seewolf Frank organisiert, steht am Ausgang des Flufhafengebäudes ein Taxifahrer mit dem Schild „Loup de mer“. Eine schöne Begrüßung. Freundlich hat der Fahrer ohne zu murren fast eine Stunde auf den verspäteten Flieger gewartet. „No problem“ sagt er. Grieschische Leichtigkeit.
Meine Befürchtungen das Wetter betreffend, lösen sich schon in den ersten Minuten in Wohlgefallen auf. Die Sonne lacht und ein wenig Wind macht Vorfreude auf die anstehende Segelwoche.
So geht es die 20 km vom Airport bis zum Stadthafen von Lefkada, in dem die Loup liegt. Vorbei geht es am sehenswerten mittelalterlichen Kastell „Santa Maura“ über eine schwimmende Pontonbrücke in die Stadt. Just zur vollen Stunde, so erfahre ich später, fährt die Brücke zur Seite und ermöglicht es den wartendenden Schiffen, den Kanal von Lefkada nach Norden hin zu verlassen.
Die Begrüßung auf der Loup ist freundschaftlich und ich erfahre, dass ich in der Woche tatsächlich der Einzige an Bord neben Seewolf Frank bin. So wird das Saisonfinale zum Segeln intensiv. Für mich ein willkommener Wiedereistieg nach 16 Jahren Yacht-Abstinenz. In Ruhe verstaue ich meine Sachen und werfe einen ersten Blick auf die Loup. Ich bin erstaunt über die hochwertige Ausstattung und den durchweg guten Zustand des Bootes. Man merkt auf den ersten Blick, dass man auf einer eignergeführten Yacht und nicht auf einer weichgerittenen Charternudel ist. Am Abend gehen wir dann „die Straße runter“ in ein nettes Restaurant, in dem man nach Frank´s Aussage „Töpfe gucken“ kann. Nach der ersten Getränkebestellung und dem „OK“ der Inhaberin dürfen wir von der Pier über die Straße in die Küche des Restaurantes wechseln. Die kulinarische Auswahl, die uns hier in den Töpfen präsentiert wird und aus der wir auswählen können, ist für ein solch schnucklig kleines Restaurant sehr bemerkenswert. Wir entscheiden uns und werden zuvorkommend bedient. Lecker gesättigt, verlassen wir nach einigen Stunden das Lokal Richtung Loup. Welch ein schöner erster Abend.
1. Tag : Privatwind
Obwohl der Wetterbericht wenig Wind vorhersagt, verlassen wir nach einem stressfreien guten Frühstück den Hafen von Lefkada. Auf meine ersten Gehversuche nach so vielen Jahren Yacht-Abstinenz stellt sich Seewolf Frank wohlwollend ein und erklärt und korrigiert wo nötig . Der erfahrene Segellehrer lässt grüßen. Nach dem Kanal von Lefkada nimmt Frank Witterung auf und erschnuppert den Wind. „Privatwind“ wie Frank ihn nennt. Wie für einen ersten Segeltag gemacht. Um Sparti und die ehemalige Onassis-Privatinsel Skorpios herum geht es südlich. Aristoteles Onassis erwarbt die Insel Skorpios 1963 und ließ sie in der Folge mit großem Aufwand aufforsten. Zeitweise logierte hier die Reederfamilie mit ihren etwa 600 Bediensteten. Da die Insel nach dem Tode von Onassis aufgrund testamentarischer Regelungen nicht verkauft werden durfte, wurde sie 2013 auf 100 Jahre an die 23 jährige Tochter eines russischen Milliardärs verleast. Ausverkauf auf grieschisch. Durch die Düse zwischen Lefkada und Meganisi trägt uns der Wind hindurch. Über den Wind kann man heute nicht meckern. Wer mag für den Wetterbericht die Glaskugel befragt haben ? Jedenfalls ist es einfach nur ein schönes Opening für einen Wiedereinsteiger.Weiter geht es bis kurz vor Vasiliki, wo uns die Windgötter für diesen Tag verlassen. In der Bucht von Vasiliki, in der im Moment kräftige Bauarbeiten am Hafen stattfinden, fällt am Abend der Anker und wir beschließen den Tag mit einem Glas Rotwein.
2. Tag : Odysseus läßt grüßen.
Wiederum sagt das Wetterorakel wenig Wind voraus. Nach dem Frühstück heißt es „Anker auf“ und es geht südwärts. Die Fallwinde aus den Bergen um Vasiliki tragen uns nur ein Stück. Ob der Wetterbericht heute Recht behält ? Ohne Motor, der auf der Loup „Theo“ heißt, scheint heute wenig drin zu sein. Der Quirl schiebt uns zuverlässig gen Kefalonia und Ithaka. Kurz vor Ithaka macht sich die Düse zwischen den beiden Inseln bemerkbar und Wind kommt auf. Mit achterlichem Wind segeln wir weiter durch den Kanal von Ithaka. Die Loup reagiert flott auf Rudermanöver und jede Halse macht Freude. So macht Segeln Spaß. Und führt über geschichtsträchtigen Grund. Nach Heinrich Schliemann war das heutige Ithaka die Heimatinsel des Odysseus, einem der bekanntesten Heroen im Trojanischen Krieg. Seinen angeblichen Heldentaten setze Homer in der Ilias ein literarisches Denkmal und beschrieb Odysseus 10 jährige Irrfahrt auf der Heimreise in der Odyssee. Die Düse trägt uns noch ein wenig, bis der Wind südlich von Ithaka verebbt. Heute soll also der Wetterbericht abgesehen von den lokalen Effekten Recht behalten. Wieder heißt es „Theo an“ und es geht weiter nach Süden. Kurz vor Poros beschließen wir den Tag. Der Anker fällt auf sandigem Grund und nach dem Untergang der Sonne beobachten wir den leuchtenden Sternenhimmel.
3. Tag : Auf zu den Sternen
Heute scheint es die Wetterglaskugel gut mit uns zu meinen. Es soll einen angenehmen Segelwind aus Ost geben, der am Abend auf Nordwest drehen soll. Ideal um Richtung grieschisches Festland zu hüpfen. Eine kurze Strecke entfernt von Poros scheint der Wind nach „Anker auf“ seine guten Vorsätze vergessen zu haben. Es gibt nichts. Niente. Gar nichts. Das Wasser ist spiegelglatt und es regt sich kein Lüftchen. Lediglich 1 Knoten Strom trägt und halbwegs in die beansichtigte Richtung nach Nordost. Wieder muss Theo seinen Dienst tun. Kurz vor Kouneli erwischen wir dann wieder eine Spur von Wind. Auf Halbwindkurs geht es zwischen Oxia und Kouneli hindurch in die Bucht von Petala. Da diese Ankerbucht in den offiziellen Charterführern nicht erwähnt wird, treffen wir hier ausser einem Schotten mit seiner sehenswerten Oyster keinen weiteren Ankerlieger. Kompliment an Seewolf Frank, der mal wieder aufgrund seiner hervorragenden Revierkenntnis einen erstklassigen Ankerpatz aus dem Ärmel geschüttelt hat.
Besonders imposant ist an diesem Abend der Sternenhimmel. Da in der einsamen Bucht kein Restlicht stört, bietet sich die Möglichkeit, bei einem Rotwein die Sternbilder zu betrachten und die Seele baumeln zu lassen.
4. Tag : Zurück nach Ithaka
Der Wetterbericht sagt für heute einen von Südost nach Nordwest drehenden Wind voraus. Nach dem Frühstück versuchen wir unser Glück. Außerhalb der Bucht erwartet uns zwischen den Inseln Kouneli und Mohdi zuverlässiger Südwestwind, der uns auf Amwindkurs gen Ithaka trägt. Segelgenuss pur. Die Götter lassen grüßen. Bereits vor 15 Uhr erreichen wir an der Ostseite von Ithaka eine kleine geschützte Ankerbucht, die mit ihrem türkisfarbenen Wasser zum Schwimmen einlädt. Am kleinen Strand, der von Land nur schwer zu ereichen ist, haben Besucher mit Steinen viele Trolle aufgebaut. Im Steilhang über dem Strand fressen sich die Ziegen satt. Wieder einmal ein schöner Insider - Ankerplatz, der in keinem Revierführer steht. Wir lassen den Tag geruhsam ausklingen und genießen die untergehende Sonne.
5. Tag : Landgang
Die Wettervorhersage verspricht ab Mittag Wind aus nördlicher Richtung. Nach dem Frühstück setzt Frank mich in Vathy, dem Hauptort von Ithaka ab. Neben einem kleinen Bummel durch die Geschäfte eine gute Gelegenheit, um notwendige Einkäufe für den Kühlschrank der Loup zu erledigen. Nachdem die Einkäufe verstaut sind, geht es auf Am-Wind-Kurs in nordöstliche Richtung nach Atokos. Atokos bedeutet soviel wie „unfruchtbar“, ein klarer Hinweis auf die teilweise sehr karge Vegetation. Lediglich in der „One - House - Bay“, einer netten Bucht in der wir zum Abend ankern, findet sich ein Wohnhaus und eine kleine Kapelle. Laut Frank befindet sich die Insel in Privatbesitz und ist derzeit wieder zu verkaufen. Da der angestrebte Kaufpreis deutlich über meine finanziellen Verhältnisse geht, wird die Insel wohl bald ebenso wie Skorpios an einen russischen Investor fallen. Die „One - House - Bay“ gehört zu den eher bekannteren Ankerplätzen. Entsprechend bunt ist das Treiben in der Bucht. An diesem Abend legt neben einem Kat und einigen anderen Booten auch eine 50 Fuß Yacht unter amerikanischer Flagge an. An Bord logieren die Eltern und 5 Kinder, die das Bordleben augenscheinlich gewohnt sind und lebhaft genießen. Welch ein Schauspiel....
6. Tag : Technikstunde
Die Segelwoche neigt sich langsam ihrem Ende zu. Dies scheint der Wetterbericht zum Anlaß nehmen zu wollen, jeglichen Restwind zu vertreiben. Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es unter Motor bis kurz vor den Lefkada-Kanal. Das bevorstehende Saisonende heißt, das Boot für das Winterlager vorzubereiten. Vor Anker liegend habe ich so die Möglichkeit meine Nase in Ecken des Bootes zu halten, die dem „normalen“ Kunden verschlossen bleiben. Technikstunde. Auch das gehört zu einer gelungenen Segelwoche.
7. Tag : Zurück in die Kälte
Unter Motor legen wir die restlichen Seemeilen bis Lefkada zurück. Da mein Flieger erst am Nachmittag zurück geht, eine willkommene Möglichkeit in Ruhe zu packen. Seewolf Frank organisiert einen Transfer Richtung Flughafen, der pünklich zur Loup kommt. Nach der erfüllten und netten Segelwoche mit Sonne und gutem Wetter nehme ich wehmütig Abschied. Dies wird sicherlich nicht der letzte Törn mit der Loup gewesen sein.