Rund um den Peloponnes
Törnbericht
Segelrevier: Ionisches Meer, Ägäisches Meer, Golf von Korinth
Ein Törnbericht von Astrid. An Bord der Loup de Mer: Astrid und Seewolf Frank.
22.9.2017 Der Tag danach
Hinter uns liegt eine aufregende Woche mit Race und Regattasegeln im ionischen Meer. Und der Seewolf sagt: „ich weiß gar nicht, wie ich mich heute so motivieren soll, so ganz ohne Startschuss…“ Wir lachen. Dabei haben wir große Pläne. Wir wollen rund um den Peloponnes segeln. Der Seewolf hat aber noch nichts versprochen. Wir müssen erst sehen wie der Wind ist, meint er. Klar, wenn wir zwar in den Süden kommen aber nicht wieder nach oben, wäre das nicht so gut. Und hin und wieder macht einem der Meltemi einen Strich durch die Rechnung. Mittags verabschieden wir unsere Regatta-Mitseglerin und legen in Sivota ab. Schnell sind auch schon die Segel oben und dann heißt es. Ab in den Süden… hejo was geht. Wir haben Wind und es läuft prima. Auch bei mir saust die Loup los, als wäre sie noch im Regattafieber. „Die Loup kann wahrscheinlich jetzt gar nicht mehr langsam fahren“ scherzt der Seewolf.
Später traue ich meinen Augen nicht. Ist das ein optisches Phänomen von der Sonne, die auf das Wasser scheint? Da bricht doch das dunkelblaue Meer messerscharf geschnitten ab und wird von einem breiten Streifen ganz hellblauen Wassers unterbrochen. Hellblau wie von einem malerischen Sandstrand. Frank erklärt das mit kalkhaltigem Wasser, das von der Katzidis-Bay im Süden von Lefkada herangespült wird. Wir segeln durch das badesandstrandblaue Wasser und dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Später verfolgen wir eine Fischjagd im Wasser. Es könnten Doraden sein, die da so wild herumhüpfen.
Und weil es so gut läuft, segeln wir einfach immer weiter. Wir wechseln uns ab in vier Stunden Wachen und ich bin glücklich, als ich wieder mal nachts mit den Sternen um die Wette segeln kann.
30h sind wir nonstop unterwegs und bis auf die allerletzten Stunden können wir alles segeln. So legen wir insgesamt 245sm zurück. Dann werfen wir den Anker bei Porto Kagio, im Süden des Peloponnes und das Ankerbier schmeckt heute doppelt so gut. Nach dem Abendessen fallen wir müde in die Koje.
24.9.2017 Ein kurzer Schlag
Heute fahren wir einen Land-Finger weiter. Ein schöner Segeltag bei ruhiger See und prima Wetter. Den Anker werfen wir vor der Elefanteninsel Elafonisos. In Gesellschaft einer großen Barkentine „Running on Waves“ und in der Nähe einer schicken Hutting unter holländischer Flagge.
25.9.2017 Herbert und Theo
Theo heißt unser Motor und mangels Wind muss er heute ran. Das Segelkleid bleibt leider zu. An das Steuer lassen wir dann noch Herbert, den Autopilot und so bringen uns die zuverlässigen Mitarbeiter der Loup gut voran. Wir müssen nur auf den Weg aufpassen und haben so eine schöne Sightseeing tour. Der Peloponnes ist insgesamt zwar eher karg anzuschauen, aber man entdeckt doch kleine Kirchen, die in den Fels gebaut sind, einen interessanten Leuchtturm und an unserem Ziel vor Monem Vasia ragt sogar ein mächtiger Monolith aus dem Wasser in dessen Felsen eine hübsche wirklich sehenswerte Altstadt gebaut ist, die nur teilweise bewohnt ist. Über eine schmale Straße geht es ins Dorf, wo es auch Läden gibt.
26.9.2017 Die Fahrt zum Frosch
Heute stehen wir schon sehr früh auf, denn wir haben ein gutes Stück Weg vor uns. Wir frühstücken noch in der Dämmerung und fahren bei Sonnenaufgang los. Faszinierende rote Wolkenberge türmen sich am Horizont. Als die Sonne höher steigt, sehen die Wolken nicht mehr so bedrohlich aus, aber eine dicke Gewitterwolke ist doch dabei. Wir halten gerade auf die Insel Hydra zu. Und dann schiebt sich aus der Wolke noch ein dicker Rüssel nach unten. Ist das der Hals von Hydra oder eine Wasserhose? Da sollten wir besser nicht entlang fahren. Hydra war der Mythologie nach ein neunköpfiges Ungeheuer, das kaum zu bezwingen war. Denn schlug man der Hydra einen Kopf ab wuchsen zwei neue nach. Einzig Herakles schaffte es mit Hilfe seines Neffen der Hydra letztendlich den Garaus zu machen, indem sie die Hälse der abgeschlagenen Köpfe ausbrannten. Die Wasserhose wird umfahren, aber dann bekommen wir einen Schreck, als wir vor Hydra lauter „Hälse“ sehen. Sind das alles Wasserhosen? Nein, zum Glück sind es nur schwarze Striche auf den Felsen. Wir lassen Hydra rechts liegen und segeln lieber weiter zum Frosch. Das ist eine ganz kleine Insel, Nisos Soupia, genannt der Frosch, hinter der ein netter kleiner Ankerplatz ist, den Frank für heute Nacht ausgesucht hat. Die Froschinsel ragt wirklich wie ein großer Frosch aus dem Wasser. Fürs Fotoalbum fährt eine Reihe Boote mit Spinnaker an uns vorbei, die wohl eine Regatta fahren. Toller Anblick.
27.9.2017 Navigatorin
Alles läuft heute wie am Schnürchen. Nach einem prima Frühstück mit Spiegelei und Speck, holen wir den Anker auf. Der schnurrt auch direkt brav richtig herum in seine Verankerung. Und dann geht es los. Wir wollen über Poros nach Aiginia. Frank sitzt am Steuer und fragt mich, wo er denn hinfahren soll. „Moment, ich schau mal“. Ich tauche ab unter Deck und studiere Buch und Plotter. Schnell ist der richtige Kurs gefunden. Der Seewolf macht sich einen Spaß daraus, und weiß heute den ganzen Tag nicht, wo er lang fahren muss. Damit bin ich die Navigatorin des Tages. Da auf dem Weg Felsbrocken, kleine Inseln und alles Mögliche auf dem Weg liegen, muss ich genau hinschauen und die Loup um alle flachen Stellen und Untiefen herum lotsen. Und weil ich die Verantwortung habe, schaue ich lieber ganz genau hin. Aber es klappt gut und macht richtig Spaß. Und so landen wir auch wie geplant in dem hübschen Örtchen Poros. Das haben wir vorher per Google Earth schon studiert, so dass wir wissen, was uns erwartet. Tief genug ist es auch, und so lässt mich der Seewolf an der Pier übersteigen und ich hole schnell frisches Brot, Obst und Gemüse für die nächsten Tage. Dann gebe ich Signal und Frank holt mich wieder ab. Wir fahren weiter und lassen die bunte kleine Stadt hinter uns. „Welchen Kurs soll ich jetzt fahren?“, fragt der Seewolf. Und obwohl wenig Wind ist, können wir dann sogar noch ein bisschen segeln. Den Anker schmeißen wir im Westen von Aiginia, wieder ein Platz mit toller Aussicht und verbringen den Abend gemütlich mit Rotwein und Video gucken.
28.9.2017 Der Kanal von Korinth
Heute ist der Tag, wo wir durch den Kanal von Korinth fahren wollen. Ich bin schon sehr gespannt. Wir segeln bis zum Osteingang am Rande einer dicken Regenwolke zwischen Sonne, Regen und Regenbogen und ziehen bald schon unser Ölzeug an. Im Revier-Führer „West Aegean“ von Rod und Lucinda Heikell haben wir vorher alle Infos zum Kanal gelesen. Im Internet steht auch die Preisliste dazu. Ein stolzer Preis für so ein kurzes Stück Kanal. Auf VHF Kanal 11 kündigen wir unser Kommen an. Nachdem wir bezahlt haben, müssen wir nur noch eine Viertelstunde warten und dann ist der Eingang schon frei. Der Kanal mit seinen 25 Metern Breite ist so schmal, dass er immer nur in einer Richtung befahren wird. Wir fahren einem kleinen Motorbötchen hinterher und sind bald schon mitten drin. Links und rechts geht es bis zu 85m felsig in die Höhe. Das ist schon beeindruckend und obwohl es immer noch regnet ist es trotzdem hell hier unten. Das schlimmste Wetter haben wir hoffentlich hinter uns gelassen. Trotz den Warnungen vor Strom und Fallböen im Buch ist die Durchfahrt problemlos. Während wir noch gegenseitig Fotos machen kommt eine Durchsage per Funk. „Loup de Mer. Drive with the highest speed as possible!“ Wir bestätigen und legen einen Zahn zu, bis wir wieder nahe am Motorbötchen sind. Der Kanal ist wohl Video überwacht. Es dauert auch nicht lang, und wir sehen das Westende auf uns zukommen. Die Brücke hier wird nicht geöffnet, sondern versinkt so tief im Wasser, bis man darüber fahren kann. Das Funkgerät können wir jetzt wieder abschalten. Am Westende vom Kanal ist ordentlich Wind und darum setzten wir die Genua und sausen gleich noch hoch am Wind weiter auf die nördliche Peleponnesseite. Zum Glück finden wir ein Plätzchen an der Pier bei der Marina Kiato. Vorleine, Vorspring und Heckleine halten die Loup an Ort und Stelle und wir verkriechen uns schnell im Inneren vor dem jetzt immer stärker werdenden Regen und Wind. Später hört der Regen auf, der Wind geht unvermindert weiter. Wir beschließen das Städtchen zu erkunden und sind überrascht wie lebendig es in Kiato zugeht. Jede Menge Menschen, Einkaufslädchen, Tavernen und Gemüseläden. Hier bekommen wir auch die frischen Kräuter, die ich in Poros vergeblich suchte. Wir streifen durch den Ort und futtern Pita Gyros. Zum Abendprogramm, Video und Rotwein, gehen wir wieder auf die Loup.
29.9.2017 Meltemi
Es windet die ganze Nacht weiter und den nächsten Tag durch. Die Ausläufer des Meltemi erreichen über 30 Knoten Wind. Da wir bis jetzt immer so gut vorwärts gekommen sind, und uns einen Tag Reserve behalten haben, beschließen wir, diesen windigen Tag einfach hierzubleiben. Die drei anderen Boote, zwei mit uns längsseits an der Seite und ein Zweimaster, der an der Stirnseite des Hafenbeckens schaukelt, bleiben auch vor Ort. Mittags bekommen wir noch Gesellschaft. Die Crew der Segelyacht in Ölzeug vertäut ihr Boot mit so vielen Vorleinen, Heckleinen, Vor und Achtersprings, bis sie fast aussieht als wäre sie in einem Spinnennetz gefangen. Aber das ist schon sinnvoll, weil gerade an der Stirnseite ordentlich Schwell im Becken ist. Und die Loup bekommt alle Nase lang eine salzige Dusche, wenn die Gischt über die Kaimauer spritzt. Wir legen einen gemütlichen Faulenzertag ein und holen uns am Abend wieder Pita im Städtchen.
30.9.2017 Die Brücke von Patras
Heute ist Schluss mit Faulenzen, denn wir stehen früh auf, frühstücken und legen dann ab. Zum größten Teil weht mein Lieblingswind, 5-6Bft, nur morgens von 0800-0900 ist noch Flaute und wir brauchen den Motor. Dann reicht die Genua und wir sausen gen Nord-Westen. Das macht wieder richtig Laune. Als Highlight segeln wir unter der Brücke von Patras durch. Schon von der Ferne sieht man das große Gebilde auf vier dicken Pfeilern. Vor der Brücke ist noch eine einzelne grüne Tonne zu beachten. Die ist auch sehr wichtig, denn zwischen Festland und Tonne ist ein Riff, das wiederum aus der Ferne gar nicht zu sehen ist. Es herrscht reger Verkehr durch die Fähren, die von links nach rechts fahren. Wir segeln zur Mitte der Brücke und auch jetzt kommen von links und rechts jeweils Fähren. Stehende Peilung? Nein, die beiden sind zum Glück schneller, fahren aneinander vorbei und geben uns den Weg frei. Durch den achterlichen Wind gibt es auch keine Winddreher unter der Brücke. Alles easy und weil es so gut läuft, und wir weit weg vom Meltemi wollen, segeln wir einfach immer weiter. Und dann die Überraschung. Delphine! Endlich. Zwei große Delphine hüpfen ganz nah bei uns aus dem Wasser, schwimmen ein Stück mit uns mit und präsentieren sich. Das sind dieses Jahr die ersten Delphine, die ich sehe und so freue mich sehr über die anmutigen Tiere. Und dann haben wir auch schon 69sm geschafft. Der Anker fällt bei Mesolonghi am griechischen Festland. Das Ankerbier und das Alio et Olio haben wir uns verdient. Toller Tag.
01.10.2017 Ein kurzer Schlag vor die Höhle
Wie von den Wetterfröschen angekündigt, gibt es heute wenig Wind. Hin und wieder holen wir die Segel raus. Aber das meiste macht Theo, der Motor und darum fahren wir gar nicht so weit, nur bis südlich von Petalas, dort gibt es einen einsamen geschützten Bereich zum Ankern mit Blick auf eine Höhle. Es ist sonnig, ruhig und wir genießen die letzten Züge des Sommers.
02.10.2017 Butterfly
Es gibt wieder Wind, eher wenig, aber genug zum Segeln und so genieße ich nochmal das schöne Wetter, das Plätschern des Wassers, das Blähen der Segel im Wind, und das einmalige Gefühl, wie der Wind uns vorwärts zieht. Das letzte Stück fahren wir vor dem Wind mit Butterfly in die Bucht Varko. Genua an Backbord und Groß an Steuerbord. Ich erinnere mich, wie ich letztes Jahr noch Mühe hatte mit so wenig Wind den Kurs vor dem Wind zu halten, aber jetzt geht das alles schon prima. Ich habe viel gelernt inzwischen. Zentimeterweise nur wird das Steuerrad bewegt. Die Genua redet mit mir, bewegt ihr Schothorn und fordert ein bisschen mehr Wind. Aber nicht zu viel, sonst bekommt das Groß Falten. Es ist genial, macht Spaß und wir kommen langsam vorwärts. Jetzt sind wir auch nicht mehr weit von Lefkada entfernt. Die Strandbar, die vorletzte Woche noch da war wird gerade abgebaut. Die Saison ist praktisch zu Ende. Dafür ist alles schön ruhig und es gibt keine laute Musik. Frank, der mich den ganzen Törn schon toll bekocht hat, macht uns leckere Nudeln mit Lauch, eines meiner Lieblingsgerichte an Bord der Loup.
03.10.2017 Lefkada
Heute tuckern wir dann nach Lefkada rein. Da mein Flieger erst spät Abends geht, habe ich nochmal einen schönen letzten Urlaubstag. Wir kümmern uns um die Loup, räumen auf, gehen zur Wäscherei, futtern Pita, und sind uns einer Meinung, dass die Umrundung des Peloponnes eine wirklich tolle Sache ist. Wir hatten Glück mit dem Wetter, sind dem Meltemi davon gesegelt, haben schöne Buchten gefunden und interessante Orte entdeckt. Alles hat prima geklappt und nachher fahre ich gut erholt und voller toller Erinnerungen an diesen einmaligen Törn zum Flughafen.