Regattafieber
Törnbericht
Segelrevier: Mittelmeer, Kroatische Adria
Ein Törnbericht von Astrid. An Bord der Loup de Mer: Birgit, Astrid und der Seewolf
16.9.2017 Kokoskugeln im Lighthouse
Diese Woche wird eine ganz besondere, denn wir wollen an der „Ionian Race and Regatta“ teilnehmen. Ich bin schon sehr gespannt. Für mich ist es die erste Regatta. Die Zeit bis Birgit ankommt nutzen wir, und erledigen den Einkauf für die Woche. Lebensmittel und Getränke, frisches Hühnerfleisch vom Metzger, Obst und Gemüse vom Markt.
Abends stößt dann Birgit zu uns, sie ist mit zwei Freunden gekommen, die Lefkada vom Land aus erkunden und mit denen wir uns dann später zum Essen verabreden. Birgit möchte gerne ins „Lighthouse“. Eine familienbetriebene Taverne, die neben guten Essen, weltbestes Moussaka und auch guten Wein hat. So vergeht unser erster Abend in netter Gesellschaft und bei gutem Essen. Zum Nachtisch präsentiert uns der Wirt leckere selbstgemachte Kokoskugeln. Den Absacker trinken wir auf der Loup.
17.9.2017 Üben mit heraushängender Zunge
Am Morgen schmeißen wir die Mooringleine los und fahren aus der Marina durch den Kanal von Lefkada Richtung Süden. Für die nächsten Tage können wir heute schon mal üben. Da wir nur zu dritt sind, teilen wir uns ein, so dass jeder weiß, was er zu tun hat. Und schon bald sind wir ein ganz gutes Team. Das Überholen der Genua läuft wie am Schnürchen. Eine Wende folgt auf die andere, bis uns die Zunge aus dem Hals hängt. Dann genießen wir eine Pause unter der griechischen Sonne und löschen den Durst mit Wasser. Wir spielen mit dem Trimm der Segel und beobachten die Windfäden. Und auch unser Gewicht wird noch sinnvoll eingesetzt. Da wenig Wind ist, setzen wir uns in Lee nach vorne und holen so den Lateraldruckpunkt nach vorne auch wenn wir Frauen nicht so viele Kilos auf die Waage bringen.
Es macht viel Spaß und später gehen wir in die Bucht Ormos Varko. Birgit und ich werfen den Anker. Das wird ab jetzt Birgits Aufgabe sein. Wir liegen direkt vor einer Strandbar und haben so auch noch Beschallung inclusive. Die Boote um uns rum liegen größtenteils für sich alleine. Die Crews tumeln sich am Strand. Der Wind dreht ganz ordentlich und auch wir schwojen und haben gute Rundumsicht.
Im drehenden Wind macht sich aber auch ein Katamaran selbstständig. Frank ist der erste, der das bemerkt. Eine andere Jeanneau liegt in Lee vom Katamaran. Jetzt wird es spannend. Der Abstand wird immer kleiner. Aber nun kommt auch an Land Bewegung auf. Einer schwimmt und einer jagt mit motorisiertem Dinghi hinterher. Der Wind ist freundlich und dreht weiter. Der Kat geht hinter der Jeanneau durch ohne Kollision und treibt weiter ab. Das Dinghi holt ihn langsam ein, während der Schwimmer weiter alles gibt um sein Boot zu erreichen. Aber Ende gut alles gut. Der Kat wird wieder eingefangen, anschließend die Crew eingesammlt. Aber zum Übernachten suchen sie sich eine andere Bucht. Kino zu Ende für uns.
Der Skipper sagte vor der Aktion, wir sollten besser auch mal nach unserem Anker sehen. Wir sind aber alle drei eher wasserscheu. Dann opfere ich mich und steige in die gefühlt eiskalten Fluten. Ok 26° Wassertemperatur sind nicht so wenig. Aber nass ist es halt trotzdem. Mit Taucherbrille und Schnorchel folge ich der Ankerkette und tatsächlich unser Anker liegt verkehrt rum, gar nicht eingegraben. Das kann aber korrigiert werden. Der Skipper wirft den Motor an und wir graben den Anker erneut ein. Das heißt hinterher nochmal ins Wasser für mich, aber jetzt ist alles perfekt. Und beruhigt wenden wir uns unserem Abendprogramm zu. Hühnchenfleisch mit Mangochutney und anschließend griechischer Wein. Ein schöner Tag geht zu Ende.
18.9.2017 1. Tag der Rallye
Nach ausgiebigem Frühstück machen wir alles bereit. Anker auf und dann motoren wir los Richtung Start in der Poros Bay. Nach einer Weile kommt Wind auf und wir können mit der Genua segeln. In der Poros Bay ist schon ein bisschen Betrieb und mit uns kommen laufend neue Boote in die Bucht. Wir fahren längsseits zum Startschiff „Rumba“, dass mit Wimpeln über und über bunt behängt ist und holen uns ein (Schiffs)Klassen-Bändchen. Blau, weil wir in der Klasse mit Booten > 34ft sind. Die kürzeren Boote werden in einer eigenen Klasse gewertet.
Wir haben die Uhr schon gestellt. Um 1400 soll das „10min vorher“ Signal kommen. Aber die Meldung kommt schon 10 Minuten vor zwei und jetzt ist doch Start für beide Klassen gleichzeitig. Wir sind noch eine ganze Ecke vor der gelben Startlinienboje, und es ist ganz wenig Wind. Das Hauptfeld kommt mit Wind von Steuerbord von rechts auf die Startlinie zu. Wir kommen von links. Noch 2 Minuten. Wir sind noch nicht mal hinter der Startlinie. Wind lass uns jetzt nicht im Stich. Zentimeter um Zentimeter schieben wir uns um die gelbe Boje und dann knallt es. Der Startschuss fällt. Wir passieren quasi zeitgleich die Startlinie. Bevor die anderen Boote kommen wenden wir und haben jetzt auch den Wind von Steuerbord und sind an zweiter Position. Also der Start hat schon mal perfekt funktioniert. Dann heißt es wenden, wenden, wenden. Wir ziehen was das Zeug hält. Als wir gerade in der Position des Ausweichpflichtigen sind fährt uns ein Schwede in den Weg. Erschrocken schaut er aus, als wir nur mit wenig Platz hinter ihm durchgehen. Das Ausweichmanöver hat funktioniert, aber uns sicher ein paar Plätze gekostet. Dann werden unsere Schläge länger. Wir fahren aus der Bucht raus. Ein paar Boote sind an uns vorbeigezogen. Und dann lässt langsam der Wind nach, und kommt ziemlich Raumschots. Wir hatten ohne Spinnaker gemeldet, jetzt könnten wir ihn gut brauchen. So holen wir aus den weit ausgestellten Segeln raus was geht, am Ende sogar mit Schmetterling. Wir warten auf den angekündigten Winddreher. Alle warten auf den Wind. Als wir schon fast auf der Stelle stehen, geht es wieder los mit dem Wind. Der kann sich allerdings eine ganze Weile nicht für eine Seite entscheiden. Dreht und dreht und wir bringen die Segel von einer zur anderen. Die Spinnaker der anderen Schiffe verschwinden von der Bildfläche. Ein Boot mit Tricolorem Spi wartet zu lang und als der drehende Wind einsetzt hat er Schwierigkeiten den Spi zu bergen. Er muss jetzt in die Gegenrichtung fahren um den Wind achterlich zu haben und entfernt sich immer weiter vom Feld. Wir haben den Wind jetzt fast von vorne und sausen hoch am Wind. Als die 16 Tonnen in Fahrt sind, kommen wir auf fast 11Knoten Fahrt. Das macht wieder Spaß. Wir nutzen unser Gewicht in Luv. Aber so hoch wie wir fahren können, ist die Krängung gar nicht so stark. Auch unter Deck bleibt alles an seinem Platz. Die anderen nutzen auch den Wind und einer nach dem anderen biegt um die Ecke in die Bucht von Vassiliki ein. Mit dem Fernglas suche ich eine ganze Weile bis ich unsere Ziellinie ausmachen kann. Da ist sie ja, die gelbe Boje. Einen letzten Zweikampf gegen einen Engländer mit der Nummer 8 verlieren wir knapp. Dann schnell Genua rein Groß runter und wir suchen uns einen Ankerplatz. In Vassiliki ist zwar jetzt Party angesagt, aber wir haben genug zu essen, Bier und Wein reichlich, so dass wir gar nicht an Land gehen wollen. Während wir schon beim 2. Ankerbier sind, kommen immer noch Boote rein. Ein Segler stellt sich dummerweise genau neben dem Zielmotorboot in den Wind und wird sofort längs auf das Motorboot getrieben und hängst fast in dessen Ankerkette. Fender verhindern größere Schäden. Also die letzten waren wir sicher nicht. Und Spaß hatten wir auch. Unser persönliches Tagesziel ist erreicht.
19.9.2017 Schnell trotz nerviger Zwischendurch-Flaute
Am Morgen sieht es für die Rallye heute erstmal gar nicht gut aus. Das Wasser platt wie ein Ententeich. Die gestern angekündigte Ansage um viertel vor 11 fällt auch aus. Aber wir warten einfach mal ab. Und irgendwann bewegt sich was am Steg. Die ersten Boote kommen raus und ankern in unserer Nähe. Ein freundlicher Ire klärt uns kurz auf, das Race findet statt. Rechtzeitig haben wir alles fertig und sind wieder bereit als das 10 Minuten Signal, dann das 5 Minuten Signal und der Startschuss fertig. Der Seewolf lässt sich von uns in der letzten Minute alle 10 Sekunden ansagen und wieder gelingt uns ein toller Start. Als dritter sind wir über der Startlinie und hängen schnell das größte Feld ab. Alles läuft prima. Kurz führen wir sogar das ganze Feld an. Wir sind begeistert. Das läuft ja prima. Ein paar Spinnakerboote überholen uns und ein kleiner Segler fährt unbeirrt die ganze Zeit fast am Land entlang. Aber wir halten nach wie vor gut mit. Und als der Wind weniger wird nutzen wir alle Möglichkeiten. Birgit stellt die Genua aus und ich lehne mich gegen den Baum. Auch die Butterflytechnik kommt nochmal zum Einsatz. Ein Spinnaker hat Probleme, da sein Spi nicht mehr steht. Es wickelt sich um das Vorstag. Einen ordentlichen Knoten hat der Arme da. Es endet im Sonnenschuss. Irgendwann bekommt er seine Leinen wieder sortiert. Dann lässt der Wind ganz nach und unsere Fahrt geht gegen null. Aber alle dümpeln jetzt vor sich hin. Wir sind immerhin schon im Kanal von Meganisi drin, andere sind noch weit dahinter und stehen auf der Stelle. Der kleine Segler, der die ganze Zeit am Felsen entlang fährt scheint der einzige zu sein, der noch Fahrt macht. Die anderen sehen das und machen es nach. Komischerweise klappt das aber nicht bei allen. Wir fahren weiter mittig und plötzlich kommt wieder Wind auf. Als ob die Boote aufatmen, kommt wieder Fahrt ins Feld, dann eine schnelle Wende und hoch am Wind. Wir können gut Höhe machen und sausen mit. Wir schieben uns gut nach vorne und passieren als vierter die Ziellinie. Das sagt aber nichts über unsere Position bei dem Rallyetag aus. Denn je nach Bootstyp und Baujahr wird den verschiedenen Modellen ein eigenes Handicap zugerechnet. Da unsere Jeanneau Sun Odyssey 49 nach der Liste als sehr schnell gilt, haben wir wenig Chancen auch wenn wir weit vorne sind. Da wir so früh in Little Vathi ankommen, bekommen wir einen guten Platz am Steg und so legen wir an und machen uns fest mit Mooring und Heckleinen. Wir haben nette Nachbarn, die uns ihre zweite Passarelle ausleihen, denn unsere eigene ist fest verpackt in der Kiste. Überhaupt herrscht ein nettes Miteinander unter den Rallyeteilnehmern. Und als wir abends dann in die Taverna Karnagio gehen, an deren Steg wir legen, ist schon ein Tisch vorbereitet und mit unserem Bootsnamen versehen; „Loup de Mer“ . Unser Tischnachbar aus Schottland hält uns daher Anfangs für Franzosen. Wir essen gut und unterhalten uns gut und später verkündet Tree, die Regattaleitung die Tagessieger. Der letzte der durch die Ziellinie kam bekommt das „Shame on you“ Kostüm angezogen, eine pinkes Einhornplüschkostüm. Die Teilnehmer haben Spaß und dann wird die Mucke aufgedreht und das Tanzbein geschwungen. Wir ziehen uns langsam zurück auf die Loup.
20.9.2017 Lotteriesegeln
Birgit und ich gehen morgens zum Briefing. Wir passen genau auf, dass wir alles verstehen. Start ist vor Skorpios und dann geht der Kurs um Skorpios und Skorphidi rum und Ziellinie ist vor Port Atheni. Spannend ist schon der Start. Zuerst unter Motor, dann unter Segel sucht jeder seine Position. Das ganze Feld kommt von links. Unser Plan ist ein anderer. Wir segeln langsam hoch am Wind und planen von rechts eine Wende um die Boje, dabei das Vorsegel ausholen und als erster über die Startlinie. Wir zählen die Sekunden rückwärts. Alles sieht gut aus. Das Feld kommt auf uns zu. Einer ganz schnell, zu schnell. Fehlstart. Pech für ihn, aber auch wir haben Pech. In quasi letzter Sekunde dreht der Wind, wir müssen abdrehen und das Feld zieht vor uns durch ins Rennen. Noch ein Anlauf und dann sind auch wir endlich über die Startlinie. Fast als letztes Boot. Aber aufgeben kommt nicht in Frage, wir segeln brav hinterher und als ob der Wind seinen Winddreher von eben bereut und wieder ausgleichen will, schenkt er uns eine private Brise. Das Feld fährt fast geschlossen nach links auf der Suche nach dem optimalen Wind. Wir halten uns näher an Skorpios und ziehen mal eben locker an zwei Dritteln des Feldes vorbei. Wir grüßen freundlich und ein witziger Engländer fragt uns, ob wir ihn nicht etwas ziehen können. Wir sind wieder begeistert und haben unseren Spaß. Auch um Skorpidhi kommen wir gut herum und halten direkt auf Porto Atheni zu. Als viele Boote sehr weit nach Norden fahren fragen wir uns schon ob wir das mit dem Ziel richtig verstanden haben. Wir sind schon an vierter Position. Unser Pech am Anfang hat sich gerade in Glück verwandelt, aber jetzt wird es kniffelig. Seit dem Morgen hängen Gewitterwolken über uns und schicken Windböen zu uns runter. Der Wind dreht. Wir Vorschoter hüpfen von einer Seite auf die andere. Groß anholen, Genua Anholen, Groß Fieren, Genua rüber, nein doch nicht. Alle paar Sekunden ändert sich die Situation. Auch den Schmetterling setzen wir ein um so viel wie möglich aus dem Wind raus zu holen, der auf jedem Meter anders ist. Jedes Boot hat seinen eigenen Wind. Gerade haben die Segler auf unserer Steuerbordseite einen Lauf. Von den Seglern auf Backbord ziehen auch einige davon. Pechsträhne für uns in der Mitte. Und so nähern wir uns im Pulk der Ziellinie. Jetzt fällt der Würfel aber wieder zu unseren Gunsten. Und wir greifen wieder an. Mitten durch. Die drei auf der rechten Seite kann Frank geschickt wegluven. Von Backbord schiebt sich aber einer heran. Der hat jetzt seine Lücke gesehen. Wir bleiben fair und stellen uns ihm nicht in den Weg. Auf der rechten Seite wird es recht eng. Das Luvboot verschenkt keinen Zentimeter und der zweite daneben kommt in die Bredoullie. Die Crews schreien, der Rudergänger reißt das Steuer rum. Jetzt schreit die Crew auf der anderen Seite. Er zieht wieder in die Gegenrichtung, dabei bricht sein Heck aus und dann rummst es laut. Die Rümpfe knallen am Heck aneinander. Kollision. Scheint aber zum Glück nicht viel passiert zu sein. Auch die Loup ist in Gefahr, weil der ausgestellte Baum unseres Gegners an Steuerbord fast an unsere Want stößt. Ich schreie sicherheitshalber auch, damit wir nicht auch noch kollidieren und dann sind wir bald auch schon an der Ziellinie. Es hupt auf dem Zielboot, Richter stehen darauf mit Fernglas und haben auch gut zu tun, die Boote, die jetzt fast gleichzeitig über die Linie fahren, auseinanderzuhalten.
Dann bergen wir erst die Genua, dann das Groß und suchen uns einen Ankerplatz. Da in der ersten Bucht von Port Atheni in der Mitte ein Riff ist, müssen wir die Loup mit Heckleinen an Land befestigen. Wir machen das Lupino klar und ich paddel an Land. Eine gute Stelle findet sich schnell an den Felsen und dann bring ich die Leine zurück zur Loup. Pech ist, dass der Anker so gut gegriffen hat, dass schon 50 Meter Kette draußen sind. Zur Loup fehlen mir aber noch mindestens 10 Meter. Entschlossen wirft sich jetzt Birgit in die Fluten und bringt mir schwimmenderweise das Ende einer weiteren Leine zum Beiboot. Mit einiger Mühe bring ich dann auch einen Knoten in die glitschigen Leinen und komme mit dem Dinghi zurück zum Boot. Als alles klar ist, genießen wir unser Ankerbier. Mit Pech und Glück haben wir das ganze Feld von hinten aufgerollt und dann diesen unglaublichen spannenden Zieleinlauf erlebt. Und selbst beim Ankern war noch voller Einsatz gefordert. Das war ein aufregender Tag, an den wir noch lange denken werden.
21.9.2017 Das große Rennen
Und heute wird es dann ernst. Die Rallye war das Vorgeplänkel. Heute werden wesentlich mehr Boote am Start sein. Wir sind schon sehr gespannt. Tatsächlich sind es dann um die 100 Boote, die ich dann im Kanal von Meganisi zähle. Die meisten starten in unserer Klasse und der Rest in der für kleinere Boote. Noch sind alle ruhig, es wird gekreiselt, die Startlinie ausgemacht, taktiert. Manchen „Bekannten“ von den Rallyetagen winken wir zu und wünschen Good luck. Auch die „Boca Lupo“, die unsere Stegnachbarin in der Marina Lefkada war, ist mit der Nummer 16 dabei. Auf der etwas kleineren Jeanneau tummeln sich jetzt 11 Mann Crew, die der Bootsführer gleich gut zum Gewichtstrimm einsetzen kann. Wir haben weiter eine große 6 an unserer Steuerbordseite. Und sind nach wie vor zu dritt. Aber wir sind motiviert. Birgit zählt die Sekunden runter, ich bin als Vorschoter in Bereitschaft, der Skipper hat sich geschickt an der Startlinie positioniert und dann fällt der Startschuss. Wir kommen sicher, ohne einen Frühstart zu riskieren, aber doch unter den vordersten über die Startlinie. Und dann beginnen die Zweikämpfe um die Position im Feld. Ein Boot schieb sich vor das andere und wird wieder überholt. Der Seewolf manövriert konzentriert. Um eine Kollision zu vermeiden, muss er gerade ganz knapp hinter dem Heck eines Bootes durch und in den Wind drehen, aber schnell fädelt er wieder ein und weiter geht es. Das hat uns vielleicht aber ein paar Plätze gekostet. Wir fahren in Lee eines Franzosenbootes. Frank luvt an, aber anstatt, dass das Franzosenboot ausweicht, obwohl ihr Baum schon knapp neben unserer Want ist, beginnt eine Frau zu zetern, wir wären doch Überholer. Sie hat wohl nicht bemerkt, dass wir Regatta fahren und außerdem schon eine ganze Weile neben ihr sind. Aber der Seewolf lässt sich nicht beirren. Weiter geht es. Ganz eng wird es als der Baum eines Gegner direkt hinter unserem Bimini hängt. Ich halte fast die Luft an. Ob das gut geht? Aber der Seewolf dreht geschickt kurz das Heck aus dem Weg. Der gegnerische Baum steht nun vor unserem Bimini. Schon besser. Der Seewolf luvt an und der Gegner muss weichen. Wieder einen bezwungen. An der Spitze hat sich inzwischen eine Gruppe von 7 Seglern abgesetzt. Die haben irgendwie Privatwind und sausen davon. Die werden wir wohl nicht mehr einholen, aber wir kämpfen weiter mit allen (erlaubten) Mitteln, Wir nutzen jeden Windhauch, egal aus welcher Richtung. Wir fieren und holen gleich wieder an, setzen uns in Luv oder in Lee, holen mit Trimm aus den Segeln was geht und Frank beobachtet genau was die anderen tun. Wir müssen um Arkoudi herum, und alle fahren einen großem Bogen, aber einer geht in enger Kurve rum und hat immer noch ausreichend Wind, also fallen wir einfach früher ab als die anderen und haben auch noch Wind. Dadurch kommen wir wieder deutlich näher an die inzwischen 8 führenden Boote. Der Rest vom Feld bleibt immer weiter zurück. Stehende Peilung zu Position 8 aber wir haben den Wind von Steuerbord. Wir sind Kurshalter, also halten wir auch gnadenlos den Kurs. Der andere wendet ab. Gut, wieder einer weniger. Jetzt sind es wieder nur 7 Boote vor uns, aber knapp am Felsen schieben sich noch zwei von hinten heran. Die sind noch näher am Felsen entlang als wir unter anderem dabei die „Boca Lupo“, aber wir habe jetzt den direkten Kurs auf die Ziellinie. Komm Wind, halte durch, nur noch ein kleines Stückchen. Noch ein paar Meter und dann geht Frank in den Aufschießer, knapp hinter der Ziellinie. Juhu, von allen Booten gehen wir als 8. über die Ziellinie und das bei 100 Startern.
Wir sind glücklich und jetzt steigt auch unsere Chance auf einen Platz bei der Taverne. Ich habe die letzten Tage und Wochen zwar schon mehrfach versucht für heute bei Stavros zu reservieren, wurde aber immer hingehalten, dass heute ja Regatta sei, und wenn die Boote kämen könne man sie schlecht wegschicken, wenn noch Platz sei. Reservieren wäre daher nicht möglich. Aber wir sind ja früh dran und Platz ist auch noch. Umso erstaunter bin ich, als wir vom freien Steg wieder weggeschickt werden. Ich rufe an und am Telefonieren geht das Diskutieren los. Es wäre reserviert und es ginge nicht. Auch dass ich in der letzten Zeit schon 5x angerufen habe zählt nicht mehr. Ich bin ziemlich enttäuscht und werde Stavros wohl niemandem weiterempfehlen. Frank mit seinen Argusaugen hat aber inzwischen den letzten freien Platz am Bezahlsteg erspäht. Auch wenn das heute 10€ mehr kostet als sonst, sind wir äußerst dankbar hier einen Platz zu finden. Da der Bezahlsteg nicht an einen Tavernenbesuch gebunden ist, kocht der Seewolf lecker für uns und wir können Wasser und Strom bunkern. Am Abend gehen wir dann zur Party, wo es mit Livemusik und einer Bühne schon hoch hergeht und nehmen anschließend an der Preisverleihung teil. Wir sind nach Einberechnung des Handicaps auf Platz 10 gelandet. Bei 62 Startern, die in unserer Klasse überhaupt ins Ziel gekommen sind.
Sehr zufrieden mit diesem tollen Ergebnis fallen wir spät abends in unserer Kojen. Wir wollen noch um den Peloponnes segeln. Mal sehen, ob uns das gelingt. Aber das ist eine eigene Geschichte, die im nächsten Törnbericht zu lesen sein wird.