In der Glut der Adria
Törnbericht
Segelrevier: Mittelmeer, Kroatische Adria
Törnbericht von Astrid 29.07.2017 – 05.08.2017. An Bord: Kerstin, Doris, Astrid und Frank, der Seewolf
29.07.2017 Lange Nacht in Zadar.
Wir, das sind Kerstin, Doris, und ich, starten verspätet, aber mit viel Spaß im Flieger. Der humorige Pilot fliegt uns ruckzuck von Köln nach Zadar. Den verspäteten Start kommentiert er mit den Worten. "Dann fliege ich eben was schneller". Und dann treffen wir spät am Abend bei Frank, dem Seewolf auf der Loup de Mer ein. Mit Geplauder und Rotwein wird es schnell halb drei in der Nacht und wir freuen uns auf unseren Törn.
30.07.2017 13 plus 1 in der Nussschale
So spät wie wir ins Bett gegangen sind, raus müssen wir früh, denn heute ist Großeinkauf dran für 14 Tage. Doris ist das erste Mal mit einer Yacht unterwegs und staunt nicht schlecht über die Mengen an Wasser, Wein und Bier und Lebensmitteln, die wir brauchen. Noch mehr staunt der Taxifahrer, der alles in seinem Auto unterbringen soll. Kerstin greift dem verdatterten unter die Arme und verstaut meisterhaft alle Lebensmittel im Kofferraum. „1 Jahr bei den Segelfreunden und einen Kofferraum platzsparend zu beladen ist eine der leichtesten Übungen“, meint sie lachend. Kerstin segelt seit 3 Jahren viel Jolle, ein bisschen Plattboden und ist das zweite Mal auf der Loup de Mer bei Frank.Als an Bord alles verstaut ist, und ich gerade Richtung Dusche ziehen will, kommt der Marinero und bittet uns den Platz zu wechseln, da unser Platz schon vergeben ist für die kommende Nacht. Kurzerhand legen wir ab und ich darf einmal um die Ecke wieder einparken. Der neue Platz ist schöner, luftiger und riecht auch nicht mehr nach vergammelter Kartoffel. Mit der Verbesserung sind wir also sehr zufrieden.
Am Nachmittag machen Doris und Kerstin Stadtbummel und Abends ziehen wir alle zusammen los. In einer geruderten klitzekleinen Nussschale, in der der Fährmann plus maximal 13 Passagiere reinpasst setzen wir über, Richtung Stadtzentrum von Zadar. Frank führt uns zu Soblar, ein Restaurant neben interessanten römischen Ausgrabungen, unter einer riesigen Platane und mit fantastischer Speisekarte. Begeistert futtern wir unsere Steaks.Und als Nachtisch gib es Eis an der Eisdiele. Wir wandern an diversen Sängern, Straßenmusikern, Glasflaschen-xylophon-spieler und Panflöten-pfeiffern durch die lauschige Nacht am Wasser entlang. Ich bin absolut fasziniert von der Wasserorgel von Zadar, die in ihrer Art wohl einmalig auf der Welt ist. Das Wasser drückt vom Meer aus Luft in ein Röhrensystem mit 35 Plastikrohren und gibt so interessante Töne von sich. Auch die Lichtkreise sind eine Touristenattraktion. Bevor wir wieder in das wackelige Fährbötchen steigen besuchen wir eine Cocktailbar, die mit fast Bettähnlichen Sitzgelegenheiten und leckeren Cocktails aufwartet. Kurz vor Mitternacht sind wir wieder auf der Loup und der zweite Abend wird bei Rot- und Weißwein nicht kürzer als der erste.
31.07.2017 Butterfly und Karlovacko
Frank opfert sich und holt für uns frühmorgens frisches Brot beim Bäcker. Nach ausgiebigem Frühstück und Duschen stechen wir in See. Zwar haben wir wenig Wind, aber wir setzen schnell die Segel und segeln gemütlich erst am Wind durch eine malerische Durchfahrt bei Ugeljan, dann fallen wir ab und segeln erst Raumschotskurs und dann mit achterlichem Wind Richtung Skala. Mit Butterfly, d.h. Groß nach Backbord und Genua nach Steuerbord segeln wir ein langes Stück vor dem Wind. Das genaue Kurshalten erfordert ein bisschen Konzentration, aber macht Spaß. Hinter den kleinen Inselchen Veli und Mali Skala ankern wir unter Segeln. Erst bergen wir das Groß, dann holen wir die Genua rein und mit der Restfahrt treiben wir zu dem Punkt wo der Anker fällt. Und als alles klar ist, gibt es das erste Ankerbier. Nachdenklich betrachtet Doris die Dose Karlovacko und fragt: „Ist das jetzt Kölsch oder Pils?“ Den nächsten Lacher erntet Kerstin als sie - zum Entsetzen vom Seewolf - die Mikrofaser-Bettdecke aus ihrer Kabine für ein Riesen-Handtuch hält und sich nach dem Schwimmen damit abtrocknen will.
01.08.2017 Loup de Mer als Fotomodell
Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir los und erkunden als erstes per Motor den Nationalparkt Telascica. Hübsch bewaldet und mit einigen kleinen Inselchen eine schöne Sightseeing Tour. Bevor wir den Nationalpark verlassen holen wir aus in einem großen Bogen und fahren dann vor den Wind. Doris und Kerstin staunen nicht schlecht, als Frank dann den Spinnaker, genau genommen ist es ein Parasailor II, aus der Segellast holt. Wie eine lange Wurst in Pelle. Dann zieht er den Trichter mit der Pelle nach oben, und der türkisblaue Parasailor kann sich entfalten. Doris und Kerstin bedienen die Trimmleinen, die ich gestern Abend schon zurecht gelegt habe. Grün, Rot, Steuerbord gelb und Backbord gelb, die über den vier Winschen liegen. Ein bisschen Fieren hier ein bisschen Anholen dort und dann steht der Parasailor. Nicht nur wir sind begeistert. Die Loup de Mer ist sicher der Stars auf jeder Menge Fotos. Denn mit unserem Manöver sind wir fast auf Kollisionskurs mit einem Ausflugsschiff. Aber bevor wir wirklich in dessen Seite fahren ist es durch und wir haben wieder Platz. Die blaue große Riesenblase füllt sich mit Luft und wir werden ordentlich nach vorn geschoben. Wir segeln jetzt durch die Kornaten. Gegenüber dem Naturpark Telascica sind die Hügel relativ kahl, aber es macht riesig Spaß mit dem Parasailor den Weg durch die hügelige Landschaft zu finden. Wir haben wenig Wind, aber mit uns sind eine ganze Menge Segler unterwegs, die mit Butterfly, so wie wir gestern, versuchen den Wind zu fangen. Aber wir sind eindeutig schneller.
Unsere 180qm sind einfach wirkungsvoller. Uns so lassen wir alle hinter uns. Am Ende auch Ella, eine flotte Dehler 42 mit Carbonsegeln, die uns eine ganze Weile begleitet.Irgendwann kommt dann die Krka in Sicht bzw. die Festung am Eingang. Der Fluss zieht sich ins Landesinnere bis zu den berühmten Wasserfällen, wo seinerzeit Winnetou und Old Shatterhand gedreht wurde. Wir segeln immer noch, obwohl die drehenden Winde über dem Fluss eine häufige Korrektur am Trimm erforderlich machen. Bevor der Fluss zu schmal wird, wollen wir den Parasailor wieder bergen. Ich häng mich an die Bergeleine und bis zur Mitte alles kein Problem. Dann plötzlich Stopp. „Zieh, zieh“ ruft der Seewolf, und ich bin ja nicht schwach, aber es tut sich nichts mehr. Wir tauschen die Plätze. Ich geh ans Ruder, aber auch bei Frank tut sich nichts. Ein Karabiner hat sich verhakt. Jetzt heißt es schlau zu sein. Kerstin fiert das Spifall bis die verhakte Stelle bei Frank angekommen ist, er klariert und dann wird das Spifall wieder angeholt und das Einpacken kann weitergehen. Dabei geht die Bergeleine, zunächst von Frank ungesehen, über Bord. Wir diskutieren hinten noch, was das für eine Leine ist, und ob da nicht nur ein kurzes Stück über die Reling hängt. Aber das ist ein gefährlicher Fehler. Das lange Stück was am Ende im Wasser liegt, hätte sich auch ganz schnell mal um die Schraube wickeln. Aber wir haben Glück. Frank zieht die Leine wieder an Bord. Nochmal alles gutgegangen. Nächstes Mal geben wir gleich Bescheid, wenn irgendwas ins Wasser hängt. Ankern tun wir vor Vrulje. Alle freuen sich jetzt über das Ankerbier, immerhin haben wir 58sm zurückgelegt. Das macht durstig.Die Tage hier sind heiß und ganz in der Nähe ist ein Waldbrand. Wir beobachten die Löschflugboote die immer tiefer gehen und dann kurz über die Wasseroberfläche fliegen, jede Menge Wasser einsaugen, wieder aufsteigen und dann abdrehen Richtung Brandherd. Und nach dem Abendessen sitzen wir wieder bei Weiß- und Rotwein im Cockpit, unter den Sternen und die Nacht wird lang und länger.
02.08.2017 Auf den Spuren von Karl May
Heute wollen wir die Wasserfälle erkunden. Frank gibt uns den guten Tipp, als einer der ersten vor Ort zu sein und so stehen wir schon um 0600 Uhr auf und machen uns fertig. Aber gefrühstückt wird trotzdem noch. Frank lässt uns dann an der Marina in Skradin übersteigen und wir gehen zur Rezeption der Ausflugsboote. Hier ist schon eine Schlange und obwohl wir schon 20Minuten vor Abfahrt am Steg sind, kommen wir nicht mehr auf das erste Boot. Das zweite nimmt uns aber mit. Auf befestigten Waldpfaden laufen wir durch das Gebiet der Wasserfälle. Das ist schon sehenswert und wir sind froh dass wir gekommen sind. Gefühlt tausend Fotos sind schnell im Kasten und ab 1100 Uhr ca. wird es dann aber voll und voller. Wir beschließen zurückzufahren. Auch auf das Schwimmen in den Becken unterhalb vom Wasserfall verzichten wir, weil sich da die Menschen schon dicht an dicht in dem flachen Wasser suhlen.
Ein Ausflugsboot zu bekommen, dass uns dann an den Ausgangspunkt zurück bringt ist auch nicht ganz einfach und in der brütenden Hitze eine halbe Stunde in einer schiebenden drängelnden Schlange zu stehen ist nicht wirklich lustig. Aber am Ende sind wir dann wieder in Skradin, kaufen noch frisches Brot, Obst und Gemüse im Konsum.Was der Konsum nicht hat wollen wir bei der Gemüsefrau an der Marina holen. Als wir dort mit Euros zahlen wollen, bekommt die Geschäftsfrau Dollarzeichen in den Augen und zusammen mit ihrer zickigen Enkelin schlägt sie uns einen seltsamen Deal vor. Wir sollen 50€ geben und bekommen ein paar Kunas wieder. Wir rechnen mehrfach nach. Dann kosten die vier Teile Gemüse über 25€. Nein, über den Tisch ziehen lassen wir uns auch nicht. Wir nehmen für teure 10€ nur Basilikum und Petersilie mit.Als wir wieder an Bord sind, sind wir so glücklich den Menschenmassen entflohen zu sein, dass wir bei der ersten einsamen Bucht schon ankern wollen. Den windstillen Rest vom Tag genießen wir gemütlich an Bord. Zwei Schwäne kommen ans Schiff, aber Doris und Kerstin trauen sich trotzdem ins Wasser. Abends gibt es lecker Nudeln mit Lauch und Paprika. Und dann machen wir es uns gemütlich und würden mal gerne wieder die Zeit anhalten, um diese entspannte Zeit so weit weg von jedem Stress und Verpflichtungen zu Hause so lange wie möglich zu genießen.
03.08.2017 Wellness zwischen Asche und Schwanenfedern
Am nächsten Morgen ist die Loup voller Asche. Die Löschflugzeuge scheinen erfolgreich gewesen zu sein. Wir fegen von Bord was runter geht und dann hüpfen Kerstin und Doris wieder ins Wasser. Auf dem Wasser schwimmen einige Schwanenfedern. Also gibt es Wellness zwischen Ascheregen und Schwanenfedern.Nach einem guten Frühstück fahren wir weiter und Kerstin lenkt das Boot unter Motor auf der Krka wieder seewärts. Es ist schon ein Phänomen, wie niedrig dann plötzlich eine Brücke aussieht und wie lang ein Mast aussieht, obwohl wir ja eigentlich wissen, dass wir darunter durchpassen. Aber Kerstin peilt geschickt die Mitte an und so ist das alles kein Problem.Als wir wieder im Meer sind, setzen wir Segel und heute gibt es auch endlich richtig Wind. Wir sausen mit bis zu 9Kn bei Halbwind Richtung Süden. Kerstin, die die ersten Tage noch eher im Urlaubsmodus verbracht hat, hat heute auch weiterhin das Steuerrad in der Hand und strahlt vor Freude. Bei wenig Welle und gutem Wind macht das Segeln einfach riesig Spaß. Am Ende darf auch ich noch mal ran und habe auch gleich mein Dauergrinsen im Gesicht. Vor der Insel Vis holen wir dann das Groß ein und bevor wir Ankern die Genua. Zunächst schauen wir bei Budikovac nach einem Ankerplatz, aber da sind schon Boote und ein Segler scheint quer zum Wind auf dem Sand zu liegen. Nein da nehmen wir lieber die Alternative gegenüber. Etwas südlich von Milna finden wir einen guten Platz, den Kerstin und Doris dann auch gleich badender Weise erkunden. Nach leckerem Satehühnchen und gemütlichem Rot- und Weißwein-Abend bei Kerzenschein geht es in die Kojen.
04.08.2017 Flaute
Die Nacht ist heiß und drückend. Wir haben alle schlecht geschlafen. Und der Wind lässt uns heute auch im Stich. Die Stimmung hellt sich dann aber beim Frühstück auf. Kerstin hat sich Rührei zum Frühstück gewünscht. Und Frank, der uns schon die ganze Woche alle Wünsche erfüllt - vom Tee bis zum Ankerplatz – zaubert ein hervorragendes Rührei. Danach heißt es Anker auf und wir versuchen unser Glück mit dem Wind. Gestern sind wir nördlich und östlich um Vis gefahren und jetzt fahren wir südlich und westlich und haben damit die Insel umrundet. Fast drei Stunden segeln wir am Wind. Und das Manövrieren bei dem wenigen Wind macht auch Freude. Dann geben wir auf, die See ist inzwischen spiegelglatt. Jetzt muss Theo ran, der Motor. Doris, die noch nicht viel gesteuert hat, übernimmt und nach ein paar kleinen Schlangenlinien hat sie sich eingefummelt und wir nehmen Kurs auf Richtung Norden. Der Rest von uns döst vor sich hin. Und am Ende landen wir in Stari Trogir, einer hübschen Bucht, die uns Abends einen traumhaften Sonnenuntergang beschert. Lecker essen schwimmen und der Wein gehören natürlich dazu.
05.08.2017 Badespaß
Der Morgen beginnt bei Doris und Kerstin wie immer mit Schwimmen. Da heute Flaute ist, haben wir jede Menge Zeit. Kerstin fragt, ob wir auch Bade-Spaßzeug dabei haben. Na klar, das haben wir. Schwimmflossen und Taucherbrille. Und heute schwimme sogar ich eine Runde um die Loup herum.So verbummeln wir den Tag bis Mittag. Und als wir dann gemütlich im Cockpit in der Sonne lungern überrascht uns Frank mit drei Riesenplatten Caprese. Mozzarella, Tomaten und Basilikum. Das ist lecker. Uns geht es richtig gut. Urlaub pur. Am frühen Nachmittag gehen wir dann Anker auf und ziehen los. Wir nutzen die leichte Brise zum Segeln. Kerstin am Ruder fährt ihre erste Halse mit einer Yacht. Alles klappt.So nutzen wir den Wind für einige Stunden, werfen dann den Motor an und bergen die Segel. Bevor Kerstin dann ganz in der Sonne verbrutzelt übernehme ich wieder und nach einiger Zeit kommt sogar wieder ein bisschen achterlicher Wind. Besser mit wenig Wind segeln als zu motoren und so ziehen wir die Genua raus und nutzen den Wind bis zum Ankerplatz Sv Fumija. Beim Ankerbier stellen wir fest, dass diese fantastische Woche leider schon zu Ende ist. Morgen fahren wir nach Trogir und holen ein weiteres Crewmitglied an Bord. Aber zum Glück muss noch keiner von uns nach Hause.