Zurück auf die Loup...
Törnbericht
Segelrevier: Korsika, Sardinien
10.10.15
Wie schon im Bericht nach meinem einmaligen SKS-Törn im April diesen Jahres angekündigt, wollte ich (Astrid) so schnell es geht wiederkommen auf die Loup de Mer. Und so treffe ich - fast genau ein halbes Jahr später - Frank und die Loup an der Pier in Olbia. Mittags stößt dann noch Mario aus Düsseldorf zu uns und damit sind wir auch schon komplett. Bei strömendem Regen besorgt Frank für uns den Einkauf im Supermarkt und dann geht es am Nachmittag los. Mario legt ab und fährt uns raus aus Olbia. Unser Ziel ist die schöne Cala Banana. Da der Wind nicht optimal ist, fahren wir mit Motor. Wir haben unser Ölzeug an, da es immer noch regnet, aber unsere digitalen Wind- und Wetterfrösche versprechen Besserung. In der Cala Banana ankern wir und dann lässt auch bald der Regen nach und wir genießen unser Ankerbier. In Teamwork zaubern wir uns später leckeres Abendessen aus Schweinefleisch mit knackigem Reis, Soße aus Mango-Chutney und beschließen den Abend mit griechischem Rotwein.
11.10.
Am nächsten Morgen ist die Luft klar, von Regen keine Spur mehr und nach dem Frühstück beschließen wir Richtung Bonifacio aufzubrechen. Wir können schon nach wenigen Metern die Segel setzen und dann fahren wir hoch am Wind Richtung Norden. Zwischen dem sardischen Festland und dem Maddalena-Archipel beginnen wir dann zu kreuzen. Unterwegs verspricht uns Frank in den Felsen einen Bären zu sehen. Wir beobachten gespannt die Felsformationen und dann tatsächlich, nur relativ kurz zu sehen, aber eindeutig, ein vor sich hin schlurfender Bär aus Stein im Fels. Nach einer ganzen Reihe von Wenden sehen wir in der Ferne Kite- und Windsurfer. Das ist die Bucht Porto Liscia vor der Mündung der Flüsschen‘ s Liscia und da sie nicht nur Surfern sondern auch Seglern Schutz gewährt, wird dort geankert. Frank zeigt uns, dass Ankern auch ohne Motor geht, und so bergen wir erst das Groß, und gehen mit der Genua hoch an den Wind, dann in den Wind, holen sie rein und werfen gleichzeitig bei geeigneter Tiefe und Untergrund den Anker. Wir sind begeistert und stoßen darauf an mit Mythos, dem Ankerbier, das Frank noch aus Griechenland mitgebracht hat. In der Bucht liegen mit uns noch zwei Schiffe, wir haben sehr wenig Seegang, liegen daher ruhig und genießen dann Franks Nudeln mit Tonno.
12.10.
Nach der Nacht heißt es Anker auf und jetzt geht es auf direktem Weg Richtung Bonifacio. Wir überlegen zu segeln, aber der Wind gibt nichts her, und als wir die vergeblichen Versuche anderer Segler sehen ist motoren die bessere Wahl. Kurz vor Bonifacio übernimmt Frank das Steuer, denn Mario und ich sind beschäftigt mit Staunen, Schauen und Fotografieren. Die Stadt ist auf und in Felsen gebaut und bietet einmalige Ausblicke. Mario verliebt sich in eine Grotte mit vergitterten Fenstern. Sein neues Zuhause? Frank findet für uns den besten Platz im Hafen mit freiem Blick auf die Festung. Wir machen uns fest mit Heckleinen und an der Mooring. Dann legen wir Strom und Wasser und entsalzen die Reling. Wir beginnen die Loup zu schrubben, eine Aufgabe, die aber bald Frank übernimmt, denn Mario und ich kennen Bonifacio noch nicht und so gehen wir auf Entdeckungstour. Wir klettern die Felsen hoch, machen gefühlte hundert Fotos und trinken dann Cappuccino in einem kleinen Café, das so in die Klippen gebaut ist, dass es praktisch über dem Wasser schwebt. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein für die nächsten Tage und Mario, der in jeder Lebenslage essen kann, gönnt sich Eis und Crèpes. Dann sitzen wir im Cockpit und schauen Hafenkino. Eine Segelyacht braucht drei Versuche, bis sie ordentlich in ihrer Parklücke festmachen kann. Wir beobachten junge Männer, die bis in die Mastspitze klettern um irgendetwas zu richten. Wir rätseln darüber, welches Tier im Stadtwappen von Calvi abgebildet ist, das eine Yacht als Stander trägt und beobachten ein riesiges Motorboot, das rückwärts einparkt und sogar mitten im Hafen Anker werfen muss, da keine Mooring für das Schiff lang genug ist. Mario geht dann duschen und so vergeht die Zeit viel zu schnell bis zum Abend. Zum Essen gehen wir in die „Kissing Pigs“. Ein sehr gute Wahl, denn wir werden verwöhnt mit außergewöhnlich gutem Essen, die Bedienung ist aufmerksam und freundlich. Den letzten Wein trinken wir wieder im Cockpit der Loup.
13.10.
Am nächsten Morgen fahren wir aus dem Hafen, bewundern noch einen Dreimaster mit riesigem Klüverbaum und nutzen den ruhigen Seegang und die Windabdeckung und setzen schon bei der Ausfahrt die Segel. Kaum sind wir aus dem Hafen raus heißt es Motor aus. Frank bereitet uns dann auf eine besondere Aufgabe vor. Wir segeln durch die Piantarella-Passage, damit kommen wir schneller an die Ostküste Korsikas. Da das Fahrwasser aber von Klippen und Untiefen gesäumt ist müssen wir exakt nach gemauerten Bakentonnen navigieren. Mario segelt und ich muss die Tonnen in Deckpeilung halten. Gar nicht so leicht, da die Tonnen nicht besonders gut sichtbar sind. Das Fernglas ist eine große Hilfe, aber bevor meine Arme vom Anzeigen lahm werden haben wir die Durchfahrt auch schon geschafft. Später begegnen wir einem Hubschrauberträger der französischen Marine, der „Dixmude“. Wir befragen das Internet und staunen nicht schlecht, was das Schiff alles an Bord hat. Maschinenkanonen, Luftabwehrraketenstarter und MG’s. Aber wir dürfen unbehelligt unseren Weg fortsetzen und kommen schließlich im Golfo de Porto-Novo an, einer einsamen geschützten Bucht mit grünen Ufern und Sandstrand. Nach dem Ankerbier kocht Frank für uns leckere Satehühnchen.
14.10.
Heute ist Ölzeugtag. Bei wenig Wind und Regen fahren wir heute nur noch ein Stückchen nach Norden. Aber dann bekommen wir im Raumschotskurs doch genug Wind in die Genua, so dass wir segelnd bis zu unserem Ankerplatz kommen und dort können wir wieder komplett ohne Motor den Anker werfen. Die Bucht heißt Marina de’Arje, und außer uns nutzt nur noch ein Katamaran den Platz zum Übernachten. Wir richten uns gemütlich für den Abend ein, aber als es dunkel wird kommt es zur Invasion. Hunderte von Mücken suchen uns heim. Wir schlagen förmlich um uns, aber es wird immer mehr. Jetzt hilft nur noch Schott dicht, die Luftlöcher zukleben und dann auf die Jagd gehen. Nach einer Weile wird es weniger mit dem Viehzeug. Die Loup ist ein Mückenfriedhof und wir erholen uns bei den schmackhaften Nudeln mit Alio et Olio und Rotwein.
15.10.
Für heute ist mal richtig Wind angesagt. Daher wird das Frühstück nicht ewig ausgedehnt. Wir wollen segeln!! In nur 6h schaffen wir dann 56sm. Wir haben Riesenspaß mit den Wellen und dem Wind. Und bei Böen bis zu 37 Knoten ist das Segelvergnügen pur. Nach der wilden Fahrt bei bis zu 12 Knoten Geschwindigkeit kleben die Salzkristalle an uns und an der Loup. Unterwegs kommen wir auch an den Mortorioinseln (den Mörderinseln) vorbei, und schmunzeln. Der Name passt gut zu unserem Mückenschiff. Den Anker werfen wir dann vor dem Tavolara, dem Tafelberg auf dem sich mysteriöse Dinge tun. Schon die Bebauung ist irgendwie sonderbar. Wir beobachten alles genau mit dem Fernglas, ein Militärschiff legt an und ein Auto verschwindet samt Insassen und Straße mitten im Felsen. Wohnt hier James Bond? Sicherheitshalber heißen wir noch unsere Gastlandflaggen Italien und Sardinien aber außer weiteren Mückenschwärmen interessiert sich keiner für uns und so können wir in Ruhe das gebrutzelte Gemüse von Frank genießen.
16.10.
Im James Bond Felsen ist heute Nacht alles ruhig geblieben. Wir holen am Morgen wieder Anker auf und fahren jetzt Richtung Olbia. Da wir deutlich weniger Wind haben als gestern segeln wir gemütlich und ruhig im Sonnenschein fast bis zum Hafen. Das letzte Stück fahren wir dann unter Motor. Als wir im Hafen fest sind, legen wir Strom und Wasser, und nach dem Anlegerbier ist dann Waschtag für die Loup. Wir schrubben und putzen. Nur die Ankerkette haben wir vergessen, die spült Frank später dann noch durch. Dann überlegen wir, was wir heute essen wollen. Wir haben Lust auf Pizza und mit den paar Brocken italienisch, die ich kann, schaffen wir es sogar Pizza aufs Schiff zu ordern. Auch dazu schmeckt der griechische Rotwein hervorragend.
17.10.
Heute frühstücken wir schon ganz früh und verabschieden dann Mario, der morgens schon zum Flughafen muss. Das Wetter ist nochmal sommerlich warm, der Himmel ist blau und kein Lüftchen regt sich. Segeln oder auch nur Anlegeübungen machen da wenig Sinn und so beschließen Frank und ich die Loup einfach noch einen Tag im Hafen zu lassen. Nach einem gemütlichen Einkaufsbummel genießen wir die Sonne und die Hafenstimmung. Schiffe legen an und ab und auf vielen wird gewerkelt und geputzt. Auch wir sind fleißig. Frank poliert das Deck und ich befreie das Außenschiff von Regenstreifen. Lustigerweise ist genau heute Abend in der Hafenbar in Olbia Oktoberfest mit Life-musik angesagt. Und so lassen wir den schönen Urlaubstag dann mit Schweinshaxe und Kühbacher Bier ausklingen. Aber den letzten Wein trinken wir auf der Loup, denn morgen früh muss auch ich wieder nach Hause fliegen. Und ich kann nur sagen: Danke Frank!! Für diese wunderbare Woche, für dieses tolle Segelvergnügen. Du hast dich wieder mal fantastisch um alles gekümmert. Ich freu mich schon auf nächstes Mal.